Stimmung in der Flotts
und der Wunsch, den Grundstein zu einer ruhmreichen Tra-
dition zu legen. Wir hatten den Vorteil, uns die Anerkennung
der Nation erkämpfen zu sollen, der Gegner mußte die seinige
verteidigen: auf unserer Seite lebte der Drang, alles zu wagen:
er dagegen mußte sorgen, den früher erworbenen Ruhm nicht
einzubüßen.
Über das Verhalten der englischen Flotte herrschte bei uns
vom Führer bis zum jüngsten Mann nur die eine Meinung,
daß sie daraus ausgehen werde, unsere Flotte, sobald sie sich
zeigen würde, anzugreifen, wo auch immer es fei. Nach allen
Erfahrungen aus der englischen Seekriegsgeschichte war dies
als sicher anzunehmen. Diese Annahme wurde verstärkt durch
die von englischer Seite so oft wiederholte Behauptung, die
Grenze für die Operationen der eigenen Flotte läge an der
feindlichen Küste, oder Bemerkungen, wie die des früheren
Zivillords Lee: Wenn Deutschland es zum Kriege kommen
ließe, so würden die Bewohner eines Morgens beim Er
wachen hören, daß sie eine Flotte gehabt hätten. Alles dies
schien auf die Absicht rascher und gründlicher Arbeit hinzu
deuten. Bis zur letzten Stunde, in der die entfernteste Mög
lichkeit bestand, England aus dem Kriege fernzuhalten, war
alles vermieden worden, was äußeren Anlaß zum Entstehen
einer Spannung hätte bieten können. Die Helgoländer Bucht
konnte, soweit sie nicht von den Kanonen auf der Insel be
strichen wurde — anderswo standen keine, die dorthin reichten —
überall ohne Hinderung befahren werden. Daß die englische
Flotte sich vom Kampf zurückhalten und nur als „ktset in being"
nur durch die Tatsache ihres Vorhandenseins und einer Ab
sperrwirkung aus der Ferne wirken würde, ohne sich dabei selbst
Gefahren auszusetzen, hatten wir nicht als wahrscheinlich ins
Auge gefaßt. Die schon erwähnte Probemobilmachung der
englischen Flotte und ihre dadurch erreichte hohe Bereitschaft
schien ebenfalls darauf hinzudeuten, daß offensive Operationen
sofort zu erwarten wären. Durch diese Mobilmachung hatte
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