Eroberung der baltischen Inseln
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XVI.
Eroberung der baltischen Inseln und die
Einnahme von Äelsingfors
Eine willkommene Gelegenheit, die Einförmigkeit des
Nordfeekrieges zu unterbrechen, bot sich für die Flotte, als
non der Obersten Heeresleitung ihre Mitwirkung zur Eroberung
der baltischen Inseln nach der Einnahme von Riga im Sep
tember 1917 verlangt wurde. Den Seestreitkrästen war die
Aufgabe gestellt, ein Landungskorps, bestehend aus einer ver
stärkten Infanterie-Division unter dem Befehl des General
kommandos 23. R.-K. nach Oesel zu überführen und dort
zu landen.
Durch baldiges Eingreifen der Flottenteile in dem Rigai
schen Meerbusen mußte die rechte Flanke des Landungskorps
gegen See gesichert und der Angriff gegen den Brückenkopf von
Orissa auf der Insel Oesel zum Übergang auf die Insel Moon
mit allen verfügbaren Kräften unterstützt werden. Die Buchten
der Insel Oesel am Rigaischen Meerbusen kamen für eine Lan
dung nicht in Frage, solange die Jrbenstraße von den schweren
Geschützen aus Zerel beherrscht wurde. Als Ausschiffungsort
für das Landungskorps wurde daher die Taggabucht gewählt.
Sie ist die einzige Bucht im Norden und Westen Oesels, die
eine große Transportflotte fassen und ihr gegen die im Herbst
vorherrschenden westlichen Winde Schutz gewähren kann.
Der Versuch, den Landkrieg mit Hilfe der Flotte über See
zu tragen, mußte nach dem warnenden Beispiel, das die
Landung der französisch-englischen Armee auf Gallipoli im
Frühjahr 1915 gegeben hatte, mit größter Umsicht und unter
Heranziehung so starker Kräfte ausgeführt werden, daß ein
Rückschlag ausgeschlossen erschien. Es handelte sich um die
Bereitstellung einer Transportflotte für die Überführung von
23 000 Mann, 5000 Pferden und vielem Gerät.