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tuberkulöse. 83. „Verhütung und Bekämpfung der Tuberkulose als, Volks
krankheit“, von Dr. Bandelier. 84. Tafeln über Winde, Niederschlag,
Temperaturen, Durchschnitt der Maxima und Minima, absolute Sonnen
scheindauer und Monatsschwankungen.
An der Ausstellung in dieser Gruppe beteiligen sich außer den bereits genannten
Herren des Arbeitsausschusses: Stabsarzt Dr. Bofinger, Stuttgart; Regierungsbau
meister A. v. Müller, Stuttgart; Prof. Dr. Vulpius, Heidelberg; Kaiserliches Gesund
heitsamt, Berlin; Versicherungsanstalt Württemberg.
VON LEUBE.
TIERTUBERKULOSE.
Die Tuberkulose des Menschen leitet sich zum Teil, namentlich im Säuglings
und Kindesalter, auch vom Tiere her. Keine andere Krankheit ist unter aller
hand Tierarten so weit verbreitet wie die Tuberkulose. Von den Haustieren
steht in ihrem Bannkreis an erster Stelle das Rind; aber auch alle anderen Haus
tiergattungen einschließlich des Geflügels werden von ihr nicht verschont.
Die Annahme von Koch und Schütz, daß es sich bei den Erregern der Tuber
kulose des Menschen und des Rindes um verschiedene Bakterienarten handle,
hat den Nachprüfungen nicht standgehalten. Dagegen hat die Anschauung großen
Anhang gewonnen, daß ein Menschen- und Rindertypus des Tuberkelbazillus
zu unterscheiden sei; als weitere Typen werden noch der Geflügel- und der Kalt
blüterbazillus aufgestellt. Dieser Auffassung ist Rechnung getragen durch die
Ausstellung von Kulturen der verschiedenen Typen, denen zum Vergleich Kulturen
von tuberkelbazillenähnlichen Bakterien beigefügt sind (vgl. Sammlung des Kaiser
lichen Gesundheitsamts). Abweichend von der Typentheorie wird von namhaften
Autoren die Meinung vertreten, daß es sich nur um Standortvarietäten handle
(vgl. die Präparate von dem Veterinärinstitut der Universität Leipzig).
Die Verbreitung der Tiertuberkulose ist aus den Karten über die Tuberkulose
fälle unter den Schlachttieren im Deutschen Reich im Jahre 1911 und in Württem
berg im Jahre 1913 zu ersehen. Für die Übertragung der Krankheit kommen fast
nur die o f f e n e n, d. h. diejenigen Tuberkuloseformen in Betracht, bei denen Tuberkel
bazillen aus dem Körper ausgeschieden werden. Zur Feststellung der offenen
Tuberkulose am lebenden Tiere dient zunächst der mikroskopische Nachweis der
Bazillen (vgl. Aquarell). Da aber Ver
wechslungen mit anderen säurefesten
Bakterien (Paratuberkulose-, Gras-, Kot-,
Butterbazillen) vermieden werden müs
sen, ist meist auch Verimpfung auf Meer
schweinchen erforderlich. Als wertvolles
Hilfsmittel zur frühzeitigen Erkennung
der Impfkrankheit bei den Versuchs
tierchen wird neuerdings die kutane
Tuberkulinprobe angewandt; beim tuber
kulösen Meerschweinchen entsteht hie
bei eine charakteristische Veränderung
an der Impfstelle, die sog. Kokarden- Entnahme von Rachenschleim.