Full text: Ausstellung für Gesundheitspflege Stuttgart 1914

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Hier stoßen wir nun gleich auf einen Unterschied, der sich vielfach zwischen 
dem Turnen und dem Sport bemerklich macht. Unter einer größeren Anzahl 
von Leuten finden wir geschickte, weniger geschickte oder ungeschickte. Da 
ist es nun Sache des Turnlehrers, möglichst viele, womöglich alle Teilnehmer am 
Turnen in gleicher Weise zu fördern und sie alle dem gleichen Ziel nahe zu bringen. 
Und dies läßt sich nahezu ermöglichen, denn die turnerischen Übungen sind 
überaus verschieden in ihrer Schwierigkeit. Sie können gewissermaßen dosiert 
werden. So gelingt es denn dem tüchtigen Turnlehrer, eine große Masse von Schülern 
wenigstens in leichteren Übungen vorwärts zu bringen und die Kräftigung des 
Körpers bei weitem der großen Mehrzahl zugute kommen zu lassen. Anders da 
gegen haben sich die Verhältnisse beim Sport entwickelt. Nehmen wir z. B. den 
Springsport. Da wird von vornherein eine gewisse Auslese unter verschiedenen 
Leuten getroffen, die vermöge ihres ganzen Körperbaus gut springen können. 
Diese werden dann ausgebildet und so eine außerordentlich hohe Leistung im 
Sprung erreicht, und nur diese Höchst 
leistung wird gewertet; wer unter ihr 
bleibt, zählt überhaupt nicht. So ähn 
lich ist es bei jedem Sport, nur daß 
statt des einzigen Siegers vielfach, wie 
beim Rudersport, beim Ballsport usw., 
eine ganze Anzahl von besonders ge 
bildeten Leuten Zusammenarbeiten und 
Hervorragendes leisten. Das Turnen bil 
det mehr die Massen und kann vermöge 
der Mannigfaltigkeit seiner Übungen 
den ganzen Körper in verschiedener 
Art entwickelnund ausbilden. Der Sport 
sucht sich seine Leute aus, oder man 
kann auch sagen, die Leute suchen ihn aus und entwickeln sich in ganz spezieller 
Richtung. Sie lernen z. B. mit möglichst großer Geschwindigkeit einen schneeigen 
oder vereisten Abhang auf einem Schlitten hinuntergleiten, und derjenige ist 
Sieger, der nur einige Sekunden weniger braucht als ein anderer, obwohl dieser 
im allgemeinen ein viel geschulterer Springer oder Läufer sein kann als der erstere, 
der den Berg sozusagen hinabfliegt. Der Sport entwickelt die Einseitigkeit, das 
Turnen die Vielseitigkeit, denn es wird ähnlich wie bei den griechischen Wett 
spielen auch beim deutschen Turnen eine Mannigfaltigkeit der Leistungen in den 
verschiedenen Übungen gefordert und als ein Kennzeichen eines guten Turners 
angesehen. 
1. Bild des i. Vorstands der Turnlehrerbildungsanstalt, Professors Dr. O.H. 
Jäger. 2. Bild des 2. Vorstands, Professors Keßler. 3. Resultate physiolo 
gischer Untersuchungen an den Teilnehmern des Turnkurses 1910, von 
Professor Dr. Fetzer (Tabelle). 4. Haltungsvorbilder für Eisenstabübungen, 
nach photographischen Aufnahmen von Professor Keßler. 5. Haltungs 
vorbilder für Freiübungen, photographische Aufnahmen von Professor 
Keßler. 6. Abbildungen aus Jägers Neuer Turnschule; 40 Holzschnittafeln 
nach Künstlerzeichnungen, zu denen Jäger selbst Modell stand. 7. Photo 
graphische Aufnahmen aus dem Schulturnen: Ausgewählte Übungen, ge 
Hochsprung nach Augenblicksaufnahmen 
von Marey. Etwa 13 Aufnahmen in der Sekunde. 
Links oben eine Uhr, deren Weiser in der Sekunde 
sich einmal herumdreht.
	        
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