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die reifen Fortpflanzungszellen enthalten (infolge der obengenannten Reduktions
teilung) nur die halbe Zahl, nämlich 12 Chromosomen. Dabei ist der Anteil der
väterlichen und der mütterlichen Chromosomen vom Zufall abhängig; es sind
13 Kombinationen väterlicher und mütterlicher Chromosomen denkbar, welche
aber ungleiche Wahrscheinlichkeit haben, wie Fig. 2 zeigt (in welcher links die
Wahrscheinlichkeiten der einzelnen Fälle in Prozenten angeschrieben sind).
Die reifen Fortpflanzungszellen eines Menschen sind also in bezug auf ihr Keim
plasma ungleich, indem sie bald mehr väterliche, bald mehr mütterliche Chro
mosomen enthalten. Daraus erklärt sich die Tatsache, daß die Kinder aus einer
Ehe untereinander in ihren Anlagen verschieden sind. Die Kinder erhalten
ungleiche Anteile an den groß-
elterlichen Chromosomen. Die An
lagen der Kinder zeigen also die Anlagen
der Großeltern in verschiedenen Kom
binationen. Wohl hat jeder Mensch die
Hälfte seiner Anlagen von väterlicher
Seite und die Hälfte von mütterlicher
Seite, aber man darf nicht meinen, daß
er genau 1 / 4 seiner Anlagen von jedem
der Großeltern oder etwa 1 / 8 von jedem
der Urgroßeltern bekäme.
Wir gehen nun dazu über, die
Kreuzung (Bastardierung) ins
Auge zu fassen. Wenn man zwei Arten
oder zwei Rassen von Tieren oder
Pflanzen kreuzt, so sind folgende Fälle
möglich.
1. Es entsteht eine Zwischenform
zwischen den beiden Elternformen (inter-
mediärer Bastard); wenn diese
Zwischenform in manchen Teilen dem
väterlichen Individuum, in anderen Teilen
dem mütterlichen ähnlich ist, so wird sie
Mosaikbastard genannt. Mehrere Beispiele von intermediären Bastarden (Misch
bastarden) sind ausgestellt (Schmetterlinge und Vögel).
Wenn zwei intermediäre Bastarde miteinander gekreuzt werden, so sind
die Nachkommen oft unter sich ungleich, indem sie in einzelnen Eigenschaften
dem einen oder dem anderen der großelterlichen Individuen nachschlagen. Diese
Tatsache hängt mit folgendem Gesetz zusammen.
2. Das Gesetz der alternativen Vererbung, welches gewöhnlich nach
dem Entdecker Gregor Mendel als das Mendels che Gesetz bezeichnet wird,
lautet im einfachsten Fall (Fig. 3) folgendermaßen: Wenn zwei Rassen gekreuzt
werden, welche in einem Merkmal verschieden sind, z. B. rotblühende und
weißblühende Erbsen, so zeigt sich in der nächsten Generation (Fj) nur das eine
der beiden Merkmale, z. B. nur rote Blüten (in Fig. 3 durch schwarze Vierecke
dargestellt). Dieses Merkmal heißt das dominante, das andere das rezessive.
In der folgenden Generation (F 2 ) entstehen auch wieder Exemplare mit dem
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Fig. 2. Die verschiedenen Kombinationen väter
licher und mütterlicher Chromosomen in den
reifen Geschlechtszellen. Links ist die Wahr
scheinlichkeit jeder einzelnen Zusammenstel
lung in Prozenten angegeben.