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Alkoholgenuß beide am Anfang flott vonstatten gehen, bald aber immer schwieriger
und schließlich ganz unmöglich werden.
Auch als ein Nahrungsmittel kann der Alkohol nicht angesehen werden,
wenn auch gewisse alkoholische Getränke wie Bier etwas Eiweiß und Kohlen
hydrate enthalten. Im Vergleich mit wirklichen Nahrungsmitteln ist der Gehalt
vop Nährstoffen in den alkoholischen Getränken verschwindend klein, wie die
ausgestellten Tafeln zeigen.
Hiezu kommen die weiteren Schädigungen der Verdauungsorgane, des
Magens, der Leber, der Nieren sowie des Herzens und der Gefäße, die
selbst zum Tode führen oder dies im Verein mit anderen Krankheiten tun können.
Es kommt schließlich noch hinzu die große Menge Geldes, welche für die
alkoholischen Getränke ausgegeben und somit anderen wichtigen Dingen wie
Nahrung, Wohnung, Unterricht usw. entzogen wird. Es sei nur daran erinnert,
daß das deutsche Volk gegen 3000 Millionen Mark für alkoholische
Getränke ausgibt, während die Kosten für Heer und Marine nicht ein Drittel
dieser Summe ausmachen.
Wie kann man diesen entsetzlichen Schädigungen Einhalt tun? Die moderne
Alkoholfrage existiert in Deutschland erst seit der Massenproduktion des Bieres.
Da es außer unserer Macht liegt, diese durch unseren Willen einzuschränken,
müssen wir in erster Linie aufklärend wirken und überall, wo wir können, auf
die schädlichen Folgen des übermäßigen Alkoholgenusses hinweisen. So wird
wohl allmählich die Menge des genossenen Alkohols abnehmen. Und sie hat
in der Tat dank der Arbeit der alkoholgegnerischen Vereine schon bedeutend abge
nommen. Diese Vereine gehören zwei Richtungen an; die eine gestattet den mäßigen
Genuß alkoholischer Getränke, zu ihr bekennt sich z. B. der deutsche Verein gegen
den Mißbrauch geistiger Getränke und die katholischen Mäßigkeitsvereine. Die andere
hält aus sozialen und nationalen Gründen und in Erkenntnis der Macht des guten
Beispiels die völlige Alkoholenthaltsamkeit für notwendig. Diese Richtung ver
treten die Guttempler, das Blaue Kreuz, das Katholische Kreuzbündnis und eine
Reihe kleinerer Landes-, Berufs- und Standesverbände. Beide Richtungen arbeiten
in vieler Hinsicht gemeinsam. Sie bedürfen einander, und es wäre auch
unklug, wenn zwei Gegner, die gegen einen Dritten kämpfen, untereinander
streiten würden, anstatt mit Beiseitelassung aller kleinlichen Gegensätzlichkeiten
gemeinsam gegen den Dritten vorzugehen. Getrennt marschieren und vereint
schlagen sei ihr Motto. Dieses Zusammengehen ist umsomehr geboten, als auch
die Mäßigen vielfach völlige Enthaltsamkeit von alkoholischen Getränken ver
langen, so z. B. bei den Kindern, ferner bei Leuten, die eine antialkoholische Kur
gemacht haben und erfahrungsgemäß verloren sind, wenn sie auch nur eine kleine
Menge alkoholischen Getränkes genießen, und schließlich bei gewissen nervösen
Personen, denen schon ganz geringe Mengen alkoholischer Getränke schädlich sind.
1. Der Bierverbrauch in Württemberg 1882—1912. 2. Der Bierverbrauch
auf den Kopf der Bevölkerung in Württemberg, Bayern, Baden, Elsaß-
Lothringen und im Deutschen Reich 1882—1912. 3. Weingewinnung
und Weineinfuhr in Württemberg 1880—1912. 4. Kernobsternte, Most
obsteinfuhr und Obstmosterzeugung in Württemberg 1884—1912. 5. Der
Gesamtalkoholverbrauch und die alkoholischen Getränke in Württem
berg. 6. Steuerpflichtiger Anschluß der Wirtschaften und Getränkeklein