Full text: Ausstellung für Gesundheitspflege Stuttgart 1914

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kundige, die sich damit berufsmäßig befaßten, vor allem die Priester, genossen 
jederzeit ein gewisses Ansehen im Volke. — Als mit der Zeit nach dem Gesetz der 
Arbeitsteilung die Krankenbehandlung wieder sich spaltete in Arzneiverordnende 
(Ärzte) und Arzneizubereitende (Apotheker), immer sah der Staat in Über 
einstimmung mit dem Volksempfinden sich veranlaßt, die Träger dieses Teils 
der Gesundheitspflege durch Sonderbestimmungen zu verpflichten bezw. zu 
schützen. Freilich besteht selbst unter den berufenen Vertretern der heutigen 
Heilkunde, den Ärzten, eine Richtung, die, weil man die Art der Einwirkung der 
Arzneimittel auf den menschlichen Körper vielfach nicht zu erklären vermag, 
die Krankheiten lediglich durch diätetische, mechanische, elektrische, magnetische, 
psychische usw. Verfahren beseitigen will und sozusagen grundsätzlich der An 
wendung von Arzneimitteln aus dem Wege geht. Man irrt wohl kaum in der An 
nahme, daß diese „arzneilose“ Behandlung heute mehr und mehr von der wissen 
schaftlichen Ärztewelt verlassen ist, weil die uralte Überzeugung wieder Platz 
griff, daß in der Darreichung von durch Erfahrung und exakten Versuch erprobten 
Mitteln der Wiederherstellung gestörten Wohlbefindens die wichtigste Förderung 
zuteil wird: Hilfsmittel, auf die eine wahrhaft kunstgerechte Behandlung niemals 
verzichten darf. So bestehen denn die unmittelbarsten Wechselbeziehungen 
zwischen der Gesundheitspflege und der auf wissenschaftliche Grundlage gestellten 
Zubereitungen von Arzneistoffen. 
Neben der eigentlichen „Offizin“, dem Zubereitungs- und Abgaberaum fertiger 
Arzneien, ist ein Laboratorium für Herstellung der verschiedenen Arzneimittel 
formen, Extrakte, Tinkturen, Essenzen, Pulver usw. eingerichtet. Der Beschauer 
kann sich davon überzeugen, in welch umfassender Weise die Hilfsmittel der 
heutigen Technik hiebei herangezogen werden können. 
Eine überaus wichtige Aufgabe des Apothekers ist die Untersuchung der 
von ihm bezogenen Rohstoffe, Chemikalien usw. auf ihre Wesensgleichheit, Rein 
heit und Gehalt an wirksamen Bestandteilen. Im Lehrplan der deutschen Hoch 
schulen sind solche Untersuchungen als Pflichtfach aufgenommen. Ferner verlangen 
zahlreiche Anwendungen die Darreichung absolut bakterienfreier Lösungen, was 
mit Hilfe von zweckmäßig eingerichteten Sterilisierapparaten erzielt wird. 
Die Ausstellung gibt einen annähernden Begriff von den hiezu gebrauchten 
Geräten und Instrumenten. Daneben hat ein physikalisch-chemisches Unter 
suchungslaboratorium für Feststellung physiologischer Flüssigkeiten Platz ge 
funden, wie es allmählich vielen Apotheken angegliedert ist. Der Apotheker 
ist dadurch in der Lage, der ärztlichen Behandlung die wichtigsten Fingerzeige 
zu verschaffen. Damit verbunden ist eine Sammlung der normalen und patho 
logischen Bestandteile des menschlichen Harns. 
In augenfälliger Weise soll im nächsten Raume an einzelnen besonders wichtigen 
Arzneimitteln gezeigt werden, zu welch verschiedenen Arzneiformen die Praxis 
erstere verarbeitet, welch verschiedene wirksame Bestandteile und in welchen 
Mengen sie darin enthalten sind. 
Eine gesonderte Zusammenstellung, die gerade für das Auge des Laien von 
einigem Belang sein dürfte, umfaßt die in der Heilkunde angewandten Gifte. 
Da sich solche im äußeren Ansehen meistens nicht von harmlosen Stoffen unter 
scheiden, sollen für eine Anzahl der Gifte die „Höchstgaben“ für einmalige 
Darreichung in genauester Abwägung vorgeführt werden.
	        
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