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kundige, die sich damit berufsmäßig befaßten, vor allem die Priester, genossen
jederzeit ein gewisses Ansehen im Volke. — Als mit der Zeit nach dem Gesetz der
Arbeitsteilung die Krankenbehandlung wieder sich spaltete in Arzneiverordnende
(Ärzte) und Arzneizubereitende (Apotheker), immer sah der Staat in Über
einstimmung mit dem Volksempfinden sich veranlaßt, die Träger dieses Teils
der Gesundheitspflege durch Sonderbestimmungen zu verpflichten bezw. zu
schützen. Freilich besteht selbst unter den berufenen Vertretern der heutigen
Heilkunde, den Ärzten, eine Richtung, die, weil man die Art der Einwirkung der
Arzneimittel auf den menschlichen Körper vielfach nicht zu erklären vermag,
die Krankheiten lediglich durch diätetische, mechanische, elektrische, magnetische,
psychische usw. Verfahren beseitigen will und sozusagen grundsätzlich der An
wendung von Arzneimitteln aus dem Wege geht. Man irrt wohl kaum in der An
nahme, daß diese „arzneilose“ Behandlung heute mehr und mehr von der wissen
schaftlichen Ärztewelt verlassen ist, weil die uralte Überzeugung wieder Platz
griff, daß in der Darreichung von durch Erfahrung und exakten Versuch erprobten
Mitteln der Wiederherstellung gestörten Wohlbefindens die wichtigste Förderung
zuteil wird: Hilfsmittel, auf die eine wahrhaft kunstgerechte Behandlung niemals
verzichten darf. So bestehen denn die unmittelbarsten Wechselbeziehungen
zwischen der Gesundheitspflege und der auf wissenschaftliche Grundlage gestellten
Zubereitungen von Arzneistoffen.
Neben der eigentlichen „Offizin“, dem Zubereitungs- und Abgaberaum fertiger
Arzneien, ist ein Laboratorium für Herstellung der verschiedenen Arzneimittel
formen, Extrakte, Tinkturen, Essenzen, Pulver usw. eingerichtet. Der Beschauer
kann sich davon überzeugen, in welch umfassender Weise die Hilfsmittel der
heutigen Technik hiebei herangezogen werden können.
Eine überaus wichtige Aufgabe des Apothekers ist die Untersuchung der
von ihm bezogenen Rohstoffe, Chemikalien usw. auf ihre Wesensgleichheit, Rein
heit und Gehalt an wirksamen Bestandteilen. Im Lehrplan der deutschen Hoch
schulen sind solche Untersuchungen als Pflichtfach aufgenommen. Ferner verlangen
zahlreiche Anwendungen die Darreichung absolut bakterienfreier Lösungen, was
mit Hilfe von zweckmäßig eingerichteten Sterilisierapparaten erzielt wird.
Die Ausstellung gibt einen annähernden Begriff von den hiezu gebrauchten
Geräten und Instrumenten. Daneben hat ein physikalisch-chemisches Unter
suchungslaboratorium für Feststellung physiologischer Flüssigkeiten Platz ge
funden, wie es allmählich vielen Apotheken angegliedert ist. Der Apotheker
ist dadurch in der Lage, der ärztlichen Behandlung die wichtigsten Fingerzeige
zu verschaffen. Damit verbunden ist eine Sammlung der normalen und patho
logischen Bestandteile des menschlichen Harns.
In augenfälliger Weise soll im nächsten Raume an einzelnen besonders wichtigen
Arzneimitteln gezeigt werden, zu welch verschiedenen Arzneiformen die Praxis
erstere verarbeitet, welch verschiedene wirksame Bestandteile und in welchen
Mengen sie darin enthalten sind.
Eine gesonderte Zusammenstellung, die gerade für das Auge des Laien von
einigem Belang sein dürfte, umfaßt die in der Heilkunde angewandten Gifte.
Da sich solche im äußeren Ansehen meistens nicht von harmlosen Stoffen unter
scheiden, sollen für eine Anzahl der Gifte die „Höchstgaben“ für einmalige
Darreichung in genauester Abwägung vorgeführt werden.