fullscreen: Die Tatsachen in der Wahrnehmung

(Einleitung. 
Hermann von helmholtz (1821—1894) hat, ein „intellectual giant“ 
(Maxwell), aus drei Gebieten der Wissenschaft hervorragendes geleistet, 
in der Physiologie, der Physik und der Mathematik. Die Früchte seiner 
Tätigkeit sind zusammengefaßt in drei großen Merken, dem „Handbuch 
der physiologischen lvptik", der „Lehre von den Tonempfindungen" und 
den „Vorlesungen über theoretische Physik". 
In leichter verständlicher Meise und stilistisch meisterhafter Form stellt 
helmholtz wesentliche Ergebnisse seiner Arbeit dar in den „Vorträgen 
und Reden". Diese Sammlung ist aber nicht bloß ein Niederschlag fach 
licher Arbeit, hier gerade sehen wir helmholtz sich über den Fachgelehr 
ten erheben. Er erwägt das Ziel der Naturwissenschaft, er betrachtet ihr 
Verhältnis zu den Geisteswissenschaften, er untersucht Grundtatsachen 
und -begriffe der Mathematik und Naturwissenschaft: Er ist Philosoph. 
Vas ist für die damalige Zeit bemerkenswert. AIs helmholtz in die 
wissenschaftliche Bewegung eintrat, war gerade eine Epoche der Philo 
sophie zu Ende gegangen. Die hegelsche Schule hatte sich in mehrere 
sich bekämpfende Gruppen gespalten und war im Begriff, gänzlich ab 
zusterben. Der Ramps, der zwischen Philosophie und Naturwissenschaft 
seit Hegel und Schelling geführt wurde, war entschieden,- die großen Fort 
schritte der Naturwissenschaft hatten sie obsiegen lassen, und die meisten 
ihrer Vertreter hatten sich der Philosophie gänzlich entschlagen, soweit 
sie nicht einem kritiklosen Materialismus huldigten. „Die Philosophie 
hatte alles in Anspruch nehmen wollen,- jetzt ist man kaum noch geneigt, 
ihr einzuräumen, was ihr mit Recht zukommen möchte" (helmholtz, vortr. 
u. Reden, Bd. I, S. 85). Eine Zeit der rein empirischen Forschung war 
angebrochen- nur die Erfahrung galt noch etwas. 
Tatsachen und Gesetze von Tatsachen — dabei blieben damals und 
bleiben heute viele Männer der Missenschaft stehen. Sie haben das 
Recht, dies für sich persönlich und als Fachgelehrte zu tun. Rurzsichtig 
aber wäre es, die versuche, das Gefundene darüber hinaus (in die Tiefe 
oder in die höhe) zu bearbeiten, allgemein abzulehnen. Mas ist denn
	        
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