Full text: Grundriss der psychiatrischen Diagnostik

reichung von Brom, am angenehmsten als Sedobrol (S. 189): Mit 
Brom statt Kochsalz gewürzte Suppen. Eventuell die nicht un 
gefährliche Flechsigkur. (Siehe S. 191.) Oder Luminal 2 mal 0,15 
täglich. 
Epileptische Psychosen. 
Gelegentlich treten vor und nach einem Krampfanfall, 
also prä- und postepileptisch, oder selbständig (als 
Aequivalente) transitorische psychische Störungen von 
stunden-, tage- bis wochenlanger Dauer auf. Etwaige Amnesie 
nachher kann retrograd (S. 86) sich ausdehnen. 
1. Verstimmungen, heiter, zornig, traurig, ängstlich, 
auch mit Beziehungswahnideen und mit hypochondrischen 
Sensationen. Orientierung und Erinnerung bleiben erhalten. 
Im Aerger Fortlaufen (S. 79!). Tobsucht und Suizid. 
2. Dämmer- und Verwirrtheitszustände., Des 
orientierung oft nicht nur für Ort und Zeit, sondern auch 
für eigene Person. Inkohärenz des Gedankenablaufs 
(siehe S. 92). Traumhafte Versunkenheit. Einzelne Sinnes 
täuschungen. Situationsverkennung. Wandertrieb mit weiten 
Reisen. Aeusserlich oft wenig auffällig. Dann plötzliche Ver 
kehrtheiten (siehe S. 87). Erinnerung schwer gestört. 
3. Delirien. Bewusstseinstrübung mit zahlreichen 
Sinnestäuschungen: oft Blut, Hölle, Teufel. Engel, Gottes 
Stimme usw. Bunte, meist schreckhafte Wahnideen. Auch 
sonderbare hypochondrische Sensationen und Vorstellungen 
oder Verzückungen, Ekstase, traumhafte Unruhe. Plötzliche 
brutale Gewalttätigkeit. Auch rücksichtslose Suizidversuche. 
Erinnerung kann bisweilen erhalten bleiben (siehe S. 86). 
4. Stupo r, allgemeine Hemmungbiszu schlafähnlichem 
Verhalten (siehe S. 76). Nach Anfällen direkt somnolentes 
Wesen mit Schwerbesinnlichkeit. Plötzliche Erregungen 
möglich. Erinnerung meist sehr lückenhaft. 
Diese verschiedenen Arten der transitorischen Bewusstseins 
störung bei Epileptischen können sieh kombinieren. Namentlich 
mischen sich öfters Stupor und Delirien, und durch stärkeres 
Hervortreten von Beziehungs- und Verfolgungswahnideen bei 
depressiven Verstimmungen kommt es zu akuten paranoiaähnlichen 
Zuständen (siehe S. 138). 
Sehr selten beobachtet man infolge dauernden Zurückbleibens 
eines Residualwahns die Entwicklung einer chronischen paranoiden 
Psychose. Epilepsie kann sich mit Schizophrenie kombinieren.
	        
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