Full text: Grundriss der psychiatrischen Diagnostik

Entwicklung. 
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Uneheliche Kinder wachsen meist in ungünstigen Verhält 
nissen auf. Das Milieu spielt aber für Entwicklung von Charakter 
und Gemüt eine wichtige Rolle. Ausserdem vermag man bei un 
ehelichen Kindern selten etwas Sicheres über Belastung von seiten 
des Vaters zu erfahren. — Prostitution steht in nahen Beziehungen 
zur Kriminalität. 
2. Entwicklung.' 
Schon der Geburtsverlauf kann durch Quetschung 
des kindlichen Gehirns (Zerreissung, Blutungen) ebenso wie 
fötale Erkrankungen bleibende Schädigung des Zentral 
nervensystems bedingen: Cerebrale Kinderlähmung, Ent 
wicklung geistiger Schwäche (Imbezillität, Idiotie) und 
Epilepsie. 
Man forsche besonders, ob die Entbindung der Mutter sich 
übermässig lange hinzog, ob die Zange angelegt wurde, ob das 
Kind asphyktisch zur Welt kam. 
Man frage getrennt nach Krankheiten sowie Kopf 
verletzungen der Kinderjahre und solchen des späteren 
Lebens. 
Im frühesten Alter üben vor allem Hydrocephälus, Meningitis 
und Encephalitis nach Infektionskrankheiten einen üblen Einfluss 
auf die Gehirnentwicklung aus; desgleichen schwere Kopftraumen 
mit Commotio cerebri (Geistesschwäche, Epilepsie). Die Krämpfe 
der kleinen Kinder (Eclampsia infantilis), Erscheinungen von Te 
tanie und Stimmritzenkrampf weisen auf eine nervöse Disposition 
hin. (Spasmophile Diathese.) Möglich, doch relativ selten ist 
Ausgang in Epilepsie, die sich ferner zuweilen anschliessen soll, 
an Rachitis, Keuchhusten, Scharlach der Kinder. Auf Rachitis 
wird manchmal Entstehung von Schwachsinn zurückgeführt. Vom 
Typhus ist bekannt, dass er Abnahme von Urteilsfähigkeit und 
Gedächtnis, seltener Epilepsie verursachen kann. (Ucber Lues 
siehe S. 8!) 
Kopfschmerzen (Migräne), hartnäckiges Bettnässen, 
nächtliches Aufschreien (Pavor nocturnus), können lediglich 
den Ausdruck allgemeiner nervöser Disposition darstellen. 
Vereinigen sie sich mit Schwindelanfällen, Ohnmächten, 
Krämpfen, Schlafwandeln, ist an Epilepsie oder Hysterie 
zu denken. 
Neigung zum triebartigen Fortlaufen (Poriomanie) 
mit Schulschwänzen, nächtlichem Umhertreiben u. dergl. 
findet sich besonders bei schwachsinnigen und psychopathi 
schen Kindern.
	        
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