Full text: Grundriss der psychiatrischen Diagnostik

Gangstörung,. 53 
Störung der Koordination kommt es zu deutlichem Ausfahren. — 
Oder es wird dem Kranken aufgegeben, in derselben Lage mit 
dem Fusse in der Luft eine 8 zu beschreiben. 
Beim Gang achte man darauf, ob der Patient das eine 
Bein schont oder nachschleppt: Parese (lokale Veränderungen 
am Beine sind auszuschliessen!); ob er taumelt und nach 
der Seite schwankt wie ein Betrunkener: cerebellare 
Ataxie. Diese Gleichgewichtsstörung nimmt~T>ei Äüggii- 
sphluss zu: Kehrtwendung nicht möglich. 
Bei Parese beider Beine sind die Schritte kurz, mühsam, 
schlürfend, mit Neigung zum Einknicken. Bei Hemiplegie "wird 
das gelähmte Bein nachgezogen, ohne dass die Fussspitze vom 
Boden kommt, und eventuell im Kreise herumgeführt. Bei 
Peroneus-Lähmung hängen der äussere Fussrand und die Fuss 
spitze (Varo-cquinus-Stellung), und beim Gehen muss das Bein 
übermässig in Hüfte und Knie gehoben werden: Steppergang 
(doppelseitig bei Alkohol-Neuritis). Auch durch sehr starkes 
Zittern kann der Gang gestört werden bei multipler Sklerose. 
Für Paralysis agitans ist charakteristisch ein gebückter, trippelnder 
Gang mit Neigung zum Schiessen nach vorwärts und rückwärts: 
Propulsion und Retropulsion. Bei Senilen findet sich auch ängst 
liches Trippeln auf der Stelle mit Zurücklegen des Oberkörpers 
(Trepidante Abasie). Hier spielen wohl ängstliche Vorstellungen 
mit. Zahlreich sind die rein funktionellen Gangstörungen. Die 
psychisch bedingte Unfähigkeit des Hysterikers, zu stehen und zu 
gehen, nennt man Astasie und Abasie. 
Besonders zu merken sind folgende zwei Typen orga 
nischer Gangstörung: 
1. Der spastiseh-paretische Gang: Patient geht 
schlürfend mit kürzen, steifen Schritten, ohne die Kniee 
recht zu beugen oder die Füsse ordentlich vom Boden abzu 
bringen: Doppelseitige Seitenstrangserkrankung des Rücken 
marks. (Multiple Sklerose, Dementia paralytica mit Seiten 
strangserkrankung, Lues cerebrospinalis usw.) 
2. Der ataktische Gang: Patient geht unsicher, 
stampfend, schleudert die Beine übermässig und tritt mit 
den Hacken auf. Die Kniee werden beim Heben stark ge- 
be3gf7H$iim~Me3ersetzen übermässig nach hinten durch 
gedrückt (Genu recurvatum). Bei Augenschluss kommt der 
Kranke leicht ins Taumeln: Tabes dorsalis, Dementia para 
lytica mit Hinterstrangserkrankung. 
Rombergsches Zeichen: Schwanken bei Stehen mit 
geschlossenen Augen und Füssen bis zum Hinstiirzen.
	        
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