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wenn ich dachte: .Jetzt endlich kannst du dir Judika holen!',
so wurde mir von einem der beiden Zeremonienmeister Tone!
und Stigei schon wieder eine neue Tänzerin zugeführt: zu
nächst alle alten, zuletzt alle jungen. Tanzen mußte ich mit
einer jeden, und war es auch nur einige Male rundum. Dann
legte Tonei oder Stigei seine Hand auf meine Schulter, und
die neue Tänzerin stand schon bereit.
Judika erging es genau ebenso, nur mit dem Unterschiede,
daß ihre Tänzer das Ablösen selbst besorgten.
Wir konnten zueinander nicht kommen.
Der Tänzer waren zu viel - . -
Ja, und Fräulein Fritz mußte tanzen! Die Gute drehte
sich mit einem Ernst, einer Würde, wie ich noch nie an ihr
wahrgenommen halte. Aber Ernst und Würde gehören zum
Banerntanz.
Gebhardt dagegen tanzte nur mit den Jungen und Jüng
sten. Die schwerfälligste Dirne wurde von ihm geschwungen,
als ob sie eine Sylphe sei. Leider war das Parkett unseres
Ballsaals der Rasen; selbst für Gebhardt hatte daher das
Schwingen seinen Übelstaiid. Immerhin brachte er es fertig.
Aber solange die Welt steht, hat ein Brautpaar keinen
solchen Festsaal gehabt. Uber dem noch von seinem Winter
schnee umhüllten Gipfel des Weißen Kaisers war der Mond,
der volle Mond aufgegangen. Je höher er stieg, um so
strahlender bedeckten sich die grauen Wände mit seinem
Schein, um so mehr wurde die Lichtbahn auf dem Seespiegcl
breit und goldig — wurde die Nacht glanzvoller, verklärter,
unirdischer. Die wilde Felsenwelt verwandelte sich in ge
heimnisvoller Vollmondnacht in einen Kuppelsaal mit silber
nen Wänden. Der Sternenhimmel bildete die Decke, in
deren Mitte ein gewaltiger Diamant eingelassen war.
Da machte sich Judika von ihrem Tänzer los, eilte zu
mir und rief:
„Jetzt will ich mit meinem Bräutigam tanzen!"
Das geschah, und kein anderes Paar tanzte zugleich mit
uns, so daß wir durch den Mondglanz wie zwei einsame,
selige Geister dahinglitten.