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Wie alles im Leben, so haben auch die vier Jndenhöfe
ihre Zeit. Der Erstere ist längst den Weg alles Fleisches ge
gangen und hat einem prachtvollen Neubau — der Reichsbank
— ihren Platz eingeräumt. Berthold Auerbach hat ihn vor
50 Jahren durch die betreffende Schilderung in „Dichter und
Kaufmann" der Vergessenheit entrissen und ich will sie zum An
denken hier hersetzen: — „Die jüdische Armenherberge zu
Breslau befand sich aus der Carlsstraße, in der sogenannten
„Fechtschule", einem kasernenartigen Gebäude, das einen großen,
einem Marktplatz gleichenden Hofraum einschloß, in dessen Mitte
sich eine Art Waarenlagerhaus mit kleinem Thurm und Schlag
uhr befand; in den umgrenzenden Häusern, deren eine Reihe an
die Festungswälle stieß, wohnten vierzig bis fünfzig jüdische
Familien. In einein der Hofräume befand sich die sogenannte
Lisfaer Synagoge, ihr gegenüber die Bettlerherberge."
Wenn die drei andern Höfe auch noch existiren, so sind sie
doch lange das nicht mehr, was sie einst waren nnd wir können
uns kaum einen Begriff machen von dem bunten Leben und
Treiben, das sich einst in ihnen abspielte.