Jachstehende Blätter verdanken ihre Entstehung dem
bloßen Zufall und obgleich dieselben auf eine sorgfältige Lektüre
ernster Werke gegründet sind, war es keinesweges meine Absicht,
„Geschichte" zu schreiben. Schon längst gehe ich mit dem Ge
danken um, eine Chronik der hiesigen israel. Waisen-Anstalt
zu verfassen, aber bei den wenigen dürftigen Notizen, die mir
über dieselbe zu Gebote standen, störte mich in erster Reihe,
daß sie nicht schon viel früher als im Jahre 1805 und dann
auch erst durch ein besonders trauriges Ereigniß entstanden sein
sollten. Ich fing an zu suchen und fand nach und nach so viel
Wissenswertes und Interessantes über die Vergangenheit der
Juden in Breslau, daß ich mich zugleich wunderte, hier an
Ort unb Stelle noch niemals darüber sprechen gehört zu haben.
Ich sammelte »reine Arrszeichnnngen und wollte weiter nichts,
als mir selbst ein Gesammtbild entwerfen, mir die Vergangen
heit vergegenwärtigen und mich in die Zeit uird Lage unserer
oft bedrängten Vorfahren versetzen. Ich habe bei diesem
Suchen mit ihnen gefühlt und gelitterr und so sind meine
schwachen Federzeichnungen über die Juden in Breslau in
»reinen Mußestunden entstanden, die höchstens in engeren
Freundeskreisen cursiren sollten, beim ich weiß sehr wohl, wer
sich der Oeffentlichkeit preisgiebt, macht sich zur Zielscheibe und
muß es sich gefallen lassen, wenn nach ihm geschossen wird, aber da
das Erstere meine Absicht nicht war, werde ich das letztere
kaum zu befürchten haben.