Full text: Zeitbilder aus der Geschichte der Juden in Breslau

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^^nzuMten. die außer den Religionsgebräuchen den Kindern 
<?■ ^"M^iglich reine Moral, Menschenliebe und Unterthanen-Pflichten 
^.v-r^Mren. im Schreiben, Rechnen, in Sprachen, Geographie, Ge 
schichte, Naturwissenschaften u. s. m. Unterricht geben. 
Unter so glücklichen Auspicien ist nach vielem Ringen in 
Breslau die erste Pflanzstätte einer zeitgemäßen Bildung für 
die hiesige Jugend nach dem Muster der Berliner Freischule 
entstanden, die den Namen „Wilhelmsschule" erhielt und am 
15. März 1791 feierlich eingeweiht wurde. An der Spitze des 
Schulcollegiums standen die unermüdlich strebsamen Mitglieder 
der Brüdergesellschaft Dohm und Henschel, denen die Organi 
sation derselben übertragen worden war, und der humane könig 
liche Kammer-Calculator Zimmermann führte den Vorsitz im 
Directions-Collegium. Als Lehrer wirkten an derselben: Prof. 
Joöl Löwe, Di'. Frankolm, Eduard Munk und der noch lebende, 
rtihmlichst bekannte vr. Freund, welcher zugleich ein Zögling 
dieser Schule war. Aber wir müssen nicht denken, daß dieses 
neue Institut allenthalben den erwünschten Beifall fand, denn 
was man heute für eine Nothwendigkeit hält, wurde damals 
noch für ein Unglück gehalten. Man traute den Aufgeklärten 
nicht, dabei waren die damaligen Liberalen kaum so liberal 
wie unsere jetzigen Orthodoxen. Es wurde hin- und herge 
stritten und der Rabbiner und die Regierung konnten nicht einig 
darüber werden, „ob an derselben auch der Talmud gelehrt 
werden solle oder nicht." Der Erstere war dagegen nnd er 
wurde nach Beschluß der Letzteren eingeführt, aber nach einer 
Dauer von siebzehn Monaten hörte der Unterricht plötzlich 
wieder auf. 
Eine andere wichtige Bestimmung ging aus demselben Er 
laß — § 14 — hervor, nach welchem der Judenschaft die Er 
laubniß ertheilt wurde: „die vielen zum Gottesdienst bestimmten 
(Bet) Schulen völlig aufzuheben und dagegen ein einziges zum 
öffentlichen Gottesdienst bestimmtes Hans oder Schule zu er 
bauen oder einzurichten; damit die Judenschaft nicht nöthig hat, 
ihren Gottesdienst zerstreut und in Winkeln, sondern öffentlich 
und gemeinschaftlich zu halten."
	        
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