Full text: Zeitbilder aus der Geschichte der Juden in Breslau

12. 
pic Gegenwart. 
wenn wir wissen wollen, wie es am Anfange unseres Jahr 
hunderts mit den Inden in Breslau stand- dann brauchen wir 
uns nur bei unsern Großvätern zu erkundigen: die werden uns 
erzählen, daß es gerade nicht sehr erfreulich ausgesehen hat, ob 
gleich es ihnen nicht schlechter ging wie den anderen Bewohnern 
der Stadt. 
Im Jahre 1804 wurde sie „von einer furchtbaren Ueber- 
schmemmung heimgesucht, welche entsetzliche Verwüstungen in der 
Umgegend anrichtete, und eine große Theuerung hervorrief, so 
daß sich das arme Volk in der Stadt vor den Bäckerläden ums 
Brod schlug." Aber kaun: hatten sie sich von der Noth und 
dem Elend erholt, die diese mit sich führte, als ein noch schreck 
licherer Feind über sie herfiel. Wie ein verheerender Waldbrand 
wälzten sich die Franzosen über ganz Europa und drohten allein 
Tod und Verderben, das sich ihnen widersetzte. Sie standen 
jetzt vor den Thoren Breslaus und da die Stadt nicht gesonnen 
war, sich so leichten Kaufes in ihre Hände zu geben, zog sie es 
vor, sich den Schrecknissen einer Belagerung und der Beschießung 
auszusetzen, mußte aber nach kaum vierwöchentlichem Widerstand 
dem überlegenen Feinde die Thore öffnen. 
Inmitten dieser aufregenden Zustände hatte sich in der 
hiesigen Gemeinde ein kleines Trauerspiel vollzogen, welches 
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