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mittelbar unter dem Schutze des Herzogs Boleslam lebten,
weiter erfahren mir über dieselben nichts.
Es läßt sich nicht feststellen, ob noch andere außer den
erwähnten Juden damals in Breslau lebten, aber so viel ist
gewiß, daß sie gleichen Schritt hielten mit der Vergrößerung
der Stadt und nach und nach zu einer Gemeinde heranwuchsen.
Ihren Wohnsitz hatten sie in der Nähe der neuen Burg, west
lich von der Sandbrücke, aus dem jetzigen Ritterplatz, wo auch
die Hosbeamten und die Herren und Ritter des Gefolges
lebten.
Hier, wie an anderen Orten Wurden sic von ihren Landes
herren nicht verfolgt, nicht beschimpft, nicht geplagt, sondern
als ergiebige Quellen des Einkommens betrachtet und dafür
geschützt und geschirmt, so weit es im Interesse ihres Schutz
herrn lag, aber damit sie nicht zu übermüthig wurden, er-
mangelte die Geistlichkeit nicht, alte Bestimmungen hervor-
zusnchen, um ihnen das Leben zu erschweren. Sie durften
keine christlichen Dienstboten halten und wurden zum Tragen
gewisser Kleidungsstücke gezwungen, um sie von den anderen
Einwohnern der Stadt auffallend zu unterscheiden, denn so
hatte es der heilige Vater, der Papst Jnnocenz III. bestimmt,
der in seinem Eifer so weit ging, daß er den Albigenser,
Grasen Rapmund VI. von Toulouse, durch seinen Legaten
Milo nackt an einem Stricke mit Geißelhieben in die Kirche
schleppen ließ, weil er das Verbrechen begangen hatte, Juden
öffentliche Aemter anzuvertrauen. Und wer weiß wie es dem
Herzog Boleslaw ergangen wäre, wenn er nicht aus Veran-
lasffing der hiesigen Geistlichkeit seinen jüdischen Hof- und
Küchenmeister entlassen hätte.
Es ist ein merkwürdiges Zusammentreffen, daß die Deutsche»
zu gleicher Zeit mit den Juden zum ersten Male in der Ge
schichte Breslaus erscheinen; daß jene wie diese nur Geduldete
waren, daß sie das Privilegium, ihre Waaren feilbieten zu
dürfen, sehr theuer bezahlen mußten, und daß uns ebenfalls
zwei Namen der ersten deutschen Grundbesitzer überliefert
werden. In der Nähe der Adalbertkirche befanden sich die