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OÖ. Meyer.
C. Versuche an Pferden. 6. Versuch, 18—20 Jahre alte dunkel-
braune Stute, 300 kg schwer, erhält am 17. Juni nachmittags 4 Uhr
10 g Medinal gelöst in !kz Eimer kalten Wassers als Tränkwasser (0,033 g
pro Kilo Körpergewicht), 5 Stunden nach der Futteraufnahme. Nach
2tägigem Dursten nimmt das ziemlich indolente Tier die Lösung ohne
Widerwillen auf, — Eine Wirkung des Medinals, Erregung oder Be-
nommenheit, ist nicht festzustellen,
7. Versuch, Ein Versuchspferd der Klinik, Fuchsstute, 450 kg
schwer, 9 Jahre alt, erhält am 27. Juni nachmittags 4 Uhr 45 g Medinal
gelöst in !/z Eimer Wasser (0,1 g pro Kilo Körpergewicht), 5 Stun-
den nach dem Füttern. Nach 4tägigem Dursten nimmt das Tier die
Lösung nur widerwillig, nachdem es sie an den beiden vorhergehen-
den Tagen überhaupt verweigert hatte. — Nach !/2 Stunde tritt eine
Schwäche in der Hinterhand auf und dazu ein sehr häufiges Einknicken
in den Gelenken, sowohl im Fessel- (Ueberköten) als auch besonders in
den Karpalgelenken. Das Tier wird in eine Lohebox gebracht, wo es
sich frei bewegt. Eine ausgesprochene Erregung ist an dem Pferde
nicht wahrzunehmen. Jedoch verstärkt sich das Taumeln in den nächsten
3 Stunden nach dem Aufnehmen der Lösung. Das Tier fällt einige
Male gegen die Wand und bricht auch bei einer kurzen Wendung in
der Hinterhand zusammen (hundesitzige Stellung), springt jedoch sofort
wieder auf. Die Pupille ist stark erweitert, reagiert aber auf einfallendes
Licht. Die Reflexe sind zum Teil herabgesetzt: Korneareflex, Empfind-
lichkeit an der Krone und am Ohre; zum Teil aber auch nicht merk-
lich verändert: Widerrist- und Flankenreflex. Die Schmerzempfindlich-
keit ist deutlich, die Futteraufnahme ist gut. Dieser Zustand hält am
nächsten Tage noch ungestört an, das Pferd macht wiegende Bewegungen,
indem es sich zuweilen in der Vorderhand nach vorn überbeugt. Es
zeigt sich schläfrig, schildert ständig. Auch am 29. Juni kann man
das sonst muntere und etwas nervöse Tier noch nicht frei nennen, wenn
auch keine Gleichgewichtsstörungen mehr bestehen.
Aus den vorstehenden Versuchen geht hervor, daß Dosen von 0,1 g
pro Kilo Körpergewicht imstande sind, bei Katzen, Hunden und beim
Pferde eine deutliche Wirkung herbeizuführen. Sie trat bei
Katzen und Hunden etwa nach 20 —25 Min., beim Pferde nach !/2 Stunde
ein. Die Dauer war am kürzesten beim Hunde mit etwa 18 Stunden, etwas
länger zur Erholung, etwa 30 Stunden, gebrauchte die Katze, beim Pferde
erstreckten sich die Störungen über 3 Tage. Die Wirkung äußerte sich
in Störungen des Gleichgewichtes, die bei allen Tieren in den Vorder-
zrund rückten. Daneben bestand manchmal eine leichte bis deutliche
Krregung, die von einem Stadium der Schläfrigkeit und des tiefen
Schlafes gefolgt war.
II. Die rektale Anwendung.
Wie die Applikation per os, nahm ich die rektale Infusion nur in
einigen Fällen bei Katzen, Hunden und Pferden vor. Gegeben wurden
wirksame Dosen und dann beobachtet, ob sich an der Intensität, der
Zeit des Eintrittes und der Dauer der Wirkung bei den drei verschie-
denen Applikationsmethoden Unterschiede ergaben. Bei Katzen und
Hunden geschah die rektale Infusion der 10prozentigen Lösung zur
leichteren und genaueren Dosierung vermittels der Pravazschen Spritze
und eines ihr aufgesteckten Gummischlauches. Ein Reinigungsklistier,
wie es Roschig [9] angewandt hat, gab ich nicht, um die Resorptions-