Medinal in der Veterinärchirurgie.
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II. Die subkutane Anwendung.
Der Gründe, die mich zur besonderen Anwendung der subkutanen
Injektion bei Anstellung meiner Versuche veranlaßten, habe ich schon
oben Erwähnung getan. Vorgenommen habe ich die Injektion unter
Wahrung antiseptischer Kautelen, indem ich bei langhaarigen Tieren
die Haare scheitelte, die Stelle mit einem in Sublimatalkohol getränkten
Tupfer gründlich abrieb und mit der aseptischen Injektionsnadel und
Pravazschen Spritze die sterile Lösung injizierte. Als Lösung ver-
wandte ich meistens die 10prozentige mit destilliertem Wasser, eine
Sterilisation der Lösung nahm ich nur in wenigen Fällen vor. Zum
Teil habe ich die Lösung vorher frisch bereitet, zum Teil unter gutem
Verschlusse längere Zeit bis zu 3 Wochen aufbewahrt gehabt. Die In-
jektionsstelle war für Kaninchen, Katzen und Hunde die Unterhaut des
Rückens, für Pferde die der Vorbrust und der Seitenflächen des Halses.
Ich injizierte immer an mehreren Stellen, um eine größere Resorptions-
möglichkeit zu geben, ohne aber die inJjizierte Flüssigkeit in das Nachbar-
gewebe zu verkneten. Zu den wenigen intramuskulären Kontrollinjek-
tionen bei Kaninchen, die ich den subkutanen gleich anfügen möchte,
benutzte ich die Muskulatur des Hinterschenkels unter den oben be-
schriebenen Kautelen.
A. Versuche an Kaninchen. 15. Versuch, Am 9. Juli nachmittags
5 Uhr erhielten 2 Kaninchen I und II im Gewicht von 1,51 bzw. 1,52 kg
je 1,5 ccm einer 10prozentigen Lösung subkutan injiziert (0,1 g pro Kilo
Körpergewicht). Die Tiere wurden für den Rest des Tages beobachtet.
Es zeigen sich an ihnen keine Erscheinungen der Erregung oder Be-
nommenheit. Ihr Wesen bleibt vollständig unverändert. An der In-
jektionsstelle bleibt keine Schwellung oder Empfindlichkeit.
16, Versuch, Am 12. Juli erhält das Kaninchen I vormittags
10 Uhr 2 ccm einer 10prozentigen Lösung subkutan injiziert (0,13 g pro
Kilo Körpergewicht). Bis 11 Uhr zeigt sich das Kaninchen frei, mit
Ausnahme einer Mydriasis bei guter Reaktion der Pupille auf einfallendes
Licht. Um 11 Uhr tritt leichtes Taumeln auf, das sich in einer Schwäche
der Hinterhand äußert. Das Hüpfen wird schwerfällig. Das Sensorium
ist am Vormittage frei, am Nachmittage etwas benommen. Das vorher
füchtige Tier läßt sich leicht greifen. Eine ausgesprochene Schläfrigkeit
liegt aber nicht vor. Abends 7 Uhr sind diese Erscheinungen geschwunden.
Schwellung oder Schmerzhaftigkeit an den Injektionsstellen bestehen nicht.
17. Versuch, Das Kaninchen II, 1,52 kg schwer, erhält am 12. Juli
vormittags 10 Uhr 3 g einer 1l0prozentigen Lösung injiziert (0,2 g pro
Kilo Körpergewicht). Nach 25 Min. setzt ein leichtes Taumeln ein, das
sich bis 11 Uhr erheblich verstärkt. Das Tier zeigt eine hochgradige
Bewegungsstörung. Ks fällt auf die Seite, wobei der Kopf aufgerichtet
ist und das Tier auf den Vorderläufen liegt, erhebt sich mit Mühe vorn
etwas und strebt erregt vorwärts. Dabei wird das Hinterteil, das mit
seitwärts zeigenden Gliedmaßen auf der rechten Seite liegt, nach-
geschleift. Der Blick ist ängstlich, die Pupille stark erweitert, doch
reagiert sie gut auf einfallendes Licht. Die Erregung läßt bald (11'!/z Uhr)
nach, während die schweren Lähmungserscheinungen bestehen bleiben.
Um 1 Uhr liegt das Kaninchen flach auf der Seite, die Reflexe sind alle
gut vorhanden, jedenfalls nicht merklich abgeschwächt, nur ist das Tier
außerstande zu entfliehen oder überhaupt sich aufzurichten. — Um 3 Uhr
nachmittags, also 5 Stunden nach der Injektion, finde ich das Tier in