Full text: Über die Verwendbarkeit des Medinals in der Veterinär-Chirurgie

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O0. Meyer. 
schwer, 10 Jahre alt, erhält am 28. September nachmittags 5 Uhr 240 ccm 
einer 20prozentigen Lösung subkutan (0,1 g pro Kilo Körpergewicht). 
In der zweiten Stunde nach der Injektion macht sich ein Ueberköten 
(Fesselgelenk) und ein Einknicken (Karpalgelenk) bemerkbar, Dazu ge- 
sellt sich ein Schwanken und ein tappender Gang. Das Tier wird in 
eine Lohbox gebracht und bewegt sich dort frei. Dabei fällt es einige 
Male gegen die Wand und kommt auch einmal bei etwas heftigem 
Zurücktreten ganz zu Fall, ist aber imstande, sofort aufzustehen. Trotz- 
dem frißt die Stute bei gutem Appetit ihr Abendfutter, und nur beim 
Aufnehmen des Heues von der Erde bricht sie einige Male zusammen. 
Die Reflexe sind herabgesetzt, die Pupille ist stark erweitert, sie reagiert 
auf einfallendes Licht, der Korneareflex ist herabgesetzt. Das Pferd 
duldet, daß man mit dem Finger die Kornea berührt und reagiert nicht 
darauf, wenn die Berührung nicht zu grob geschieht. Widerrist, 
Flanken- und Analreflex sind vorhanden und nicht merklich herab- 
gesetzt. Man kann der Stute aber in die Ohren greifen und auf die 
Krone treten, ohne ein Ausweichen zu erhalten. Die Schmerzempfindung 
ist sonst nicht herabgesetzt. Dieser Zustand hält in fast derselben Stärke 
an den beiden nächsten Tagen an. Es treten am Halse und an der 
Vorbrust starke heiße und schmerzhafte Schwellungen auf. Nach 6 Tagen 
hat sich an einer Stelle ein faustgroßer Abszeß gebildet. Die Schwellung 
hat sich etwas abgeflacht, ist derbe und wenig empfindlich. Sie geht 
sehr langsam zurück und besteht nach 3 Wochen noch in etwa der 
halben Größe. 
50. Versuch. Ein brauner Wallach, ca. 18 Jahre alt, 250 kg 
schwer, erhält am 25. November 1910 850 ccm einer 20prozentigen Lösung 
subkutan (0,28 g pro Kilo Körpergewicht). Nach einer halben Stunde 
ist das Taumeln deutlich. Neben einer leichten Erregung verstärkt es 
sich zusehends und führt nach einer Stunde zum Zusammenbrechen des 
Tieres. Das Tier liegt ruhig auf der Seite, die Reflexe erlöschen all- 
mählich, die Muskelspannung löst sich, die Atmung geschieht langsam, 
ca. 4mal in der Minute, der Puls wird klein, unfühlbar. Nach 2'/2 Stunden 
wird das Tier, dessen Tod zu befürchten steht, durch Bruststich getötet. 
Es reagiert gar nicht auf diesen Eingriff, von einem Todeskampfe kann 
man nıcht sprechen. Das Ausbluten geschieht sehr langsam in etwa. 
34 Stunden. 
Aus den vorstehenden Versuchen geht hervor, daß für 
die einzelnen Versuchstiere ein ziemlich scharfes Bild der 
Wirkung zu erzielen ist, 
Beim Kaninchen waren Dosen von 0,05 g pro Kilo- 
gramm Körpergewicht ohne merkbaren Einfluß auf das Tier. 
Mittlere Dosen von 0,1—0,3—0,5 g riefen, nach zum Teil 
leichter Erregung, schwere Gleichgewichtsstörungen und eine 
starke motorische Lähmung hervor, die zu vollständiger Er- 
schlaffung der Muskulatur führte. Darüber hinaus erst ließ 
sich eine Herabsetzung der Sensibilität wahrnehmen, Die 
Dauer erstreckte sich bei diesen Dosen über 2 Tage, bei 
größeren war neben einer Erhöhung der Intensität auch die 
Dauer verlängert (4 Tage). Gaben von 1,0 g pro Kilo waren 
immer tödlich.
	        
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