Full text: Studien über Erbfehler in der Pferdezucht

Aus diesem Figurenbeispiel lassen sich erstens die Verschieden- 
heit in der Belastung bei den Nachkommen einer Familie (auf dem 
Reduktionsvorgang beruhend), zweitens das Vorkommen einzelner 
Krankheitsfälle in der Nachkommenschait oft gesunder Kinder 
kranker oder belasteter Eltern, drittens die schlechten Erbresultate 
bei doppelseitiger Belastung erklären. 
Wenn nach Ziegler der Vater an einer vererbbaren Krank- 
heit leidet und dieselbe von 8 gleichsinnig wirkenden Faktoren 
abhängt, so muß der kranke Vater in allen diesen 8 Faktorenpaaren 
ein belastetes Chromosom haben, er kann aber in bezug auf einzelne 
dieser Chromosomenpaare ein Heterozygot sein, indem er nur von 
einer der beiden elterlichen Seiten in bezug auf die betreffenden 
Chromosomenpaare belastet ist. 
Von den Chromosomenpaaren 1—12 sollen die Paare. 3—10 
die Krankheit bedingen. Nach der Figur A, Abb. 11, ist der Vater 
ein Heterozygot in bezug auf die Faktorenpaare 3 und 7—10, ein 
Homozygot in den Faktorenpaaren 4—6. 
Die Sexualzellen des Vaters erhalten infolge der Reduktion 
eine schwankende Zahl belasteter Chromosomen.: (Nach Weis- 
mann nennt man eine Teilung, bei welcher die Spalthälften oder 
Teilstücke der Chromosomen getrennt werden, eine Aequations- 
teilung. Die Reduktionsteilung, bei welcher ganze Chromosomen 
getrennt werden, bildet den Gegensatz dazu. Dieser Unterschied ist 
für die Vererbung deswegen wichtig, weil die Chromosomen in 
bezug auf die darin enthaltenen Anlagen untereinander verschieden 
sind, die Spalthälften oder Teilstücke eines Chromosoms aber selb- 
ständig gleich sind und gleichartige Anlage enthalten.) 
Nur aus denjenigen Chromosomenpaaren, in bezug auf welche 
der Vater ein Homozygot war (also den Paaren 4—6), müssen in 
alle Sexualzellen belastete Chromosomen hineinkommen. Es gibt 
also viele Möglichkeiten in den Samenzellen, wovon drei in der 
Figur (a, b, c), Abb. 11, gezeichnet sind. 
Der Fall a, welcher acht belastete Chromosome enthält, wird 
selten sein, ebenso der Fall c, welcher nur drei enthält. Die häufigen 
Fälle liegen zwischen diesen Extremen. Die Kinder werden hier- 
nach ungleich belastet sein. Die Sexualzelle a gibt dem Kinde eine 
größere Disposition zu der Krankheit als die anderen. Bei der
	        
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