Full text: Türkische Märchen

280 
ist? Aber hast du der Schlange denn etwas Gutes getan, 
daß du als Vergeltung Böses verdienst?“ Als der Reiter 
ihm den Vorgang erzählte, sagte der Fuchs: „Du gleichst 
doch sonst einem verständigen Mann, wie kannst du denn 
solchen Unsinn erzählen und Lügen auftischen?“ Die 
Schlange fiel ein: „Doch, er hat die Wahrheit gesagt. Da 
ist der Sack, in dem er mich aus dem Feuer gezogen hat.“ 
Der Fuchs fuhr fort: „Wie sollte man das glauben, daß ein 
so großes Tier in einen Sack ginge, der im Vergleich zu dir 
noch kleiner als ein Ochsenauge ist?“ Die Schlange sagte: 
„Das läßt sich leicht beweisen. Wenn du es nicht glaubst, 
kann ich in den Sack hineingehen.“ Der Fuchs erwiderte: 
„Wenn ich das mit eigenen Augen sehe, will ich die An 
gelegenheit entscheiden.“ Um dieBehauptung zu beweisen, 
öffnete der Reiter die Öffnung des Sackes und die Schlange 
kroch im Vertrauen auf die Worte des Fuchses hinein. Als 
der Fuchs das sah, sagte er leise zum Reiter: „Junger Mann, 
jetzt hast du deinen Feind im Gefängnis, benutze die Ge 
legenheit und lasse ihn nicht wieder frei.“ 
Der Reiter hielt die Öffnung des Sackes fest zu und schlug 
ihn so stark auf den steinigen Boden, daß die Schlange 
starb, und die Menschheit von ihrem Gifte, und die Welt 
von ihrer Bosheit befreit wurde. 
55. DER FROMME MANN UND DIE DIEBE 
in frommer Mann hatte sich für das Opferfest 
I ' einen Hammel gekauft, um dessen Hals einen 
tti: 
j i l Strick gelegt und führte ihn zu seinem Kloster. 
—^Unterwegs sahen einige Diebe das Schaf: Ihre 
Diebslust regte sich und sie gingen dem frommen Mann 
entgegen. Da sie nicht wie Wölfe oder Tiger mit gewalt 
tätiger Hand die Beute nehmen konnten, wollten sie listig 
wie ein Fuchs zu Werke gehen und den frommen Mann in 
den Schlaf des Hasen* versetzen. Sie verfielen auf eine 
* D. h. ihn, obgleich er die Augen offen hat, gleichsam schlafend 
und unaufmerksam machen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.