Full text: Allgemeine Moralphilosophie. (01)

Aus dem Vorwort zur ersten und zweiten 
Auflage. 
U nter den: Titel „Moralphilosophie" bieten wir im folgenden Werke 
eine systematische Darlegung jener Fragen, die sonst heute noch 
vielfach in getrennten Werken oder wenigstens unter verschiedenen Titeln 
als „Ethik und Naturrecht" oder „Sitten- und Rechtsphilosophie" be 
handelt zu werden Pflegen. Warum wir die Einteilung der Moral 
philosophie in Ethik und Naturrecht für unhaltbar ansehen, darüber 
haben wir uns an anderer Stelle genügend erklärt. Das Naturrecht ist 
ein Teil der Ethik oder Moralphilosophie. 
Der Leserkreis, an den sich der Verfasser wendet, sind nicht ausschließ 
lich Fachgelehrte, sondern alle Gebildeten, welche durch Beruf oder Nei 
gung veranlaßt werden, sich in den großen praktischen Lebensfragen der 
sittlichen Ordnung wissenschaftliche Klarheit und Sicherheit zu verschaf 
fen. Diesem Zweck entsprechend war es unser Bestreben, uns möglichst 
einfach und klar auszudrücken. Klarheit und Wahrheit sind Schwestern, 
die sich wohl vertragen. Schulfragen von geringer Praktischer Bedeu 
tung wurden nur soweit berührt, als es der vollständige Aufbau des Sy 
stems erheischte. Auch der gelehrte Apparat wurde beiseite gelassen, so 
weit es möglich war, ohne den wissenschaftlichen Charakter des Werkes 
aufzugeben. Ein wissenschaftliches Werk einfach volkstümlich zu schrei 
ben, ist ein Ding der Unmöglichkeit und lag auch gar nicht in unserer 
Absicht. 
Ein Hauptaugenmerk haben wir denjenigen Fragen zugewendet, 
welche für die gesamte Weltanschauung von grundlegender Bedeutung 
sind und gewissermaßen Wendepunkte für die wissenschaftliche Auffas 
sung der sittlichen Ordnung bilden. Deshalb haben wir die wichtigsten 
Moralsysteme der älteren und neueren Zeit ausführlich dargelegt und 
gepriift. Die weit überwiegende Mehrheit der moralphilosophischen 
Schriften aus neuerer Zeit stehen leider tut Dienste der extremen Ent 
wicklungslehre und sind offene oder verdeckte Versuche, eine unabhängige 
Moral zustande zu bringen, in der alle sittlichen Probleme „rein dies 
seitig" gelöst erscheinen.
	        
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