Full text: Die Sterblichkeit an Tuberkulose und Krebs in Wien im Jahre 1904 nach Berufen.

XIV 
Das männliche Geschlecht erscheint im allgemeinen stärker gefährdet 
als das weibliche mit Ausnahmen der Familien-Angehörigen, unter denen 
wie bei der Lungentuberkulose infolge der Altersverteilung die Frauen 
überwiegen, dann mit Ausnahme der Berufsklasse «Handel und Verkehr«, 
bei der die weiblichen Arbeiter und Taglöhner die männlichen unter den 
Verstorbenen mehr als unter der Gesämtbevölkerung überragen, was sich 
aus der hohen Zahl der an diesen Krankheiten verstorbenen Dienstboten 
(Gruppe XXIV) erklärt. 
In der Verteilung auf die einzelnen Berufsklassen und -Gruppen 
halten sich die Verhältniszahlen im allgemeinen zwischen denen der 
Lungen- und der Gehirn-Tuberkulose, was sich aus der verschieden 
artigen Zusammensetzung der hier in Rede stehenden Krankheitsgruppe 
erklärt. Nur die Beteiligung des aktiven Militärs und der von Renten 
und Unterstützungen Lebenden ist höher, diejenige der Bekleidungsin 
dustrie niedriger, als bei den beiden anderen Gruppen der Tuberkulosen. 
Die relative Zunahme der Sterblichkeit an sonstigen Tuberkulosen 
ist ähnlich wie die der Gehirntuberkulose zu erklären. Die Zunahme der 
Zahlen läßt an sich noch keinen Schluß auf die zunehmende Gefährdung 
durch eine der in dieser Gruppe vereinigten Krankheiten zu. 
Eine ganz andere Stellung nimmt die Krankheitsgruppe der Krebse 
und sonstigen bösartigen Neubildungen ein, hauptsächlich durch 
die Alterszusammensetzung. Die hohen und höchsten Altersklassen über 
wiegen stark; die Abnahme der Zahlen in den Fünfjahrperioden von 55 
und 60 Jahren aufwärts erklärt sich durch die geringere Zahl lebender 
älterer Personen. 
Unter den an Krebsen etc. verstorbenen Personen überwiegt das 
weibliche Geschlecht in höherem Grade als unter der Gesamtbevölkerung', 
u. zw. sowohl unter der Gesamtzahl als auch unter den Familienangehörigen 
infolge des Überwiegens der höheren und höchsten Altersklassen. Auch 
unter den selbständigen berufstätigen Personen überwiegt das weibliche 
Geschlecht, doch ist darunter nicht eine eigentliche Berufstätigkeit zu 
verstehen; die größere Zahl ist vielmehr eine Folge der außerordentlich 
starken Besetzung der Berufsgruppe XXVIII „von Renten und Unter 
stützungen • Lebende“, die alle anderen Berufsgruppen überragt. Durch 
diesen Umstand erklärt sich auch der hohe Anteil der Selbständigen unter 
den berufstätigen Personen (Seite 85). Bemerkenswert sind auch die hohen 
Verhältniszahlen der freien Berufe und öffentlichen Beamten und Dienst 
personen (Gruppe XXVI und XXVII) gegenüber der Gesämtbevölkerung 
dieser Berufsgruppen, dann das gleiche Verhältnis in der Berufsklasse A 
(Land- und Forstwirtschaft). Die Ursache dürfte darin zu suchen sein, daß 
Angehörige, insbesondere Familienangehörige, dieser Berufsgruppen in 
hohem Alter sterben, ohne wie bei anderen Berufen, aus ihrer Berufs 
gruppe ausgeschieden und somit der Gruppe XXVIII zugezählt worden 
zu sein. 
In der letzten Tabelle (Seite 86) fällt das starke Anwachsen der 
Krebssterblichkeit auf. Angesichts der geringen Differenz zwischen den
	        
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