Provinz Ostpreussen.
Geographisch - statistisch - agrarisch - culturhistorische Beschreibung.
Die Provinz Pretissen hat seit dem 1. April 1878 ihre frühere Einteilung in
Ost- und Westpreussen wieder erhalten. Sie ist diejenige Provinz, welche dem
Königreich Preussen den Kamen gegeben hat.
Die Provinz Ostpreussen, nicht nur die nordöstlichste Provinz des Preussischen
Staates, sondern von ganz Deutschland, liegt unter dem 53° bis 56° nördlicher
Breite und 37° bis 40° 30' östlicher Länge. Dieselbe grenzt im Norden an die
Ostsee und -Russland; im Osten an Russland; im Süden an das ehemalige König
reich Polen und im Westen an die Provinz Westpreussen und hat eine Grösse von
3 69,76 Q.-Myr. mit 1959475 Einwohnern.
Ostpreussen begreift die Regierungsbezirke Königsberg und Gumbinnen,
ersterer mit 19 landrätlilichen und 1 Stadtkreis, letzterer mit IG landräthlicken Kreisen.
Von älteren Benennungen sind noch mehrere im Gebrauch.
Alt-Preussen umfasst das Gebiet des ehemaligen Herzogthums Preussen, also
Ostpreussen ohne das Ermland. Ermland ist die Bezeichnung für das ehemalige
polnische Bistlium gleichen Namens in Ostpreussen. Samland nennt man noch die
Insel zwischen der Düne und Ostsee. Der Regierungsbezirk Gumbinnen hiess
früher das Littauisclie Departement. Das Masurenland ist der südliche Strich Ost
preussen, von der Grenze bis Goldap, Angerburg und Osterode.
Die Provinz Ostpreussen wird von Westen nach Osten von dem nord
deutschen Landrücken durchzogen. Die Provinz zerfällt nach ihrer Terraingestaltung
in drei Hauptlagen: in den Landrücken, in die tiefen Niederungen an der Memel
und in das Terrassenland. Der ostpreussische Landrücken (Masuren) ist am höchsten
in den Kreisen Goldap, Oletzko und Osterode, niedriger sind im Osten die
Kreise Lyck, Johannisburg, Lötzen und Sensburg, in der Mitte, Orteisburg, Allen-
. toi und Neidenburg. In der Memelniederung liegen grosse Autheilc von den Kreisen
ung, Heydekrug, Tilsit und Laubiau. Lehm- und Thonböden sind auf dem Land
rücken 5,1%, gemischte Böden 42,8%, Sandböden 42,2%, Moorböden 4,2 % (meist
im Osten), Wasser 5,7%; in der Niederung: Lehm- und Thonböden 40,5%, ge
mischte Böden 21,5%, Sandböden 12,5%, Moorböden 23,8%, Wasser 1,7%; auf
dem Terrassenland: 21,2% Lehm- und Thonböden, 48,7 % gemischte Böden, 24,6%
Sandböden, 2,7 % Moorböden, 2,8 % Wasser. Den sterilsten Sandboden auf dem
ostpreussischen Landrücken enthalten die Kreise Orteisburg und Johannisburg. —
Das Terrassenland in Ostpreussen ist besonders reich an Lehm-, Thon- und ge
mischten Böden in der ganzen Ausdehnung von Ragnit und Stallupönen, im Osten
I is Mohrungen. Mehrfach leiden die Thonböden unter der mangelhaften Ent-