Full text: Provinz Ostpreussen ([1, Preußen], 3)

XI 
Dreiecks, dessen Spitze im Norden bei Memel zu suchen ist. Im Westen wird es 
durch die Kurisclie Nehrung von der Ostsee getrennt. Im Süden und Osten be 
grenzt das Haff eine meistentheils sehr flache und nasse Niederung, Dampfschiffe 
befahren das Haff zwischen Memel, Kranz und Tilsit. Das Haff ist der Mündungssee 
der Memel, des Pregelarmes Deime, des Nemonien, der Minge und Dange. Mit 
der Ostsee steht es im Norden durch das Gatt oder Tief von Memel in'Verbindung. 
Das Frische Haff bestellt eigentlich aus zwei Theilen, dem Pregel- und dem 
Weichselhaff, welches letztere zu Westpreussen gehört, Beide haben nur einen 
Ausweg zum Meere durch das Tief zu Pillau, welches die Samländische Landzunge 
von der frischen Nehrung trennt. Das Haff ist der Mündungssee für den Pregel 
und die Passarge. Dampfschifffahrten finden zwischen Elbing, Danzig, Kahlberg 
(Westpreussen), Pillau und Königsberg statt. 
Ostpreussen besitzt zwei bedeutende Flussgebiete, das Memel- und das Pregel- 
gebiet. Zu ersterem gehört der nordöstliche flache Tlieil der Provinz Ostpreussen mit 
Ausnahme eines ganz kleinen Gebietes im Norden von Memel. Der Memel, aus 
Russland kommend, erreicht bei Schalleningken die preussisclie Grenze. Das Thal, 
in welchem er von Kowno (Russland) fliesst, zeichnet sich durch seine schönen 
Wiesen und anmuthigen, bewaldeten Hügel aus. Im Preussischen ist die Gegend 
von Ragnit überaus lieblich. Von Tilsit abwärts erweitert sich nach Westen das 
Thal zu einer grossen fruchtbaren Tiefebene, der Tilsiter oder Littauischen Niederung. 
Schiffbar ist der Memel noch 195 Klm. oberhalb Grodno (Russland). Rechte Neben 
flüsse des Memel sind: Der Wischwill, die Jura, die Jage, der Weitschuck, die 
Schiesche; linke Nebenflüsse: die Schischuppe mit der Schirwind und Alxnapis. 
(Näheres in den Kreisbeschreibungen). 
Das Pregelgebiet gehört mit geringen Ausnahmen am Wyszyter See ganz zur 
Provinz Ostpreussen und ist zwischen den unteren Theilen des Memel- und des 
Weichselgebietes eingeschoben, von welch’ letzterem ihn die ostpreussische Seen 
platte trennt. Der Pregel entsteht aus dem Zusammenflüsse der Inster, Pissa und 
Angerap und erhält seinen Namen bei Insterburg, von wo ab er schiffbar ist; 
8 Klm. unterhalb Königsberg geht der Fluss bei Holstein in’s Frische Haff. Kleine 
Seeschiffe gehen bis Königsberg hinauf. Von Süden empfängt der Pregel als 
Nebenflüsse die Auxinne und die Alle. (Näheres in den Kreisbeschreibungen.) 
Die ostpreussische Küsten ebene wird von den Weichsel werdern durch die 
Trunzer Berge getrennt, welche bei dem Dorfe Trunz eine Höhe von 201 m er 
reichen. Zwischen Passarge und Alle erhebt sich der Stablack im Süden von 
Königsberg und im Südwesten von Pr.-Eylau. Der nordöstliche Rand erreicht von 
Klein-Dexen bis Dulzen seine grösste Höhe (Dulzener Höhe 183 m.). Oestlich und 
südlich der Försterei Bärenbruch sind Höhen von 204 und 211 m, südlich vom 
Musclienkenbruch bei Wildenhof der Schwarze Berg (194) und westlich der Schloss 
berg (216); nördlich von Kanditten der Hasenberg (195). — Das Plateau von 
Saarland, im Norden vom Pregel, bildet an der See die reizendsten Hügellandschaften 
(Steilküsten bis 60 m hoch). Der höchste Tlieil des Samlandes ist das Alkgcbirge 
mit dem Galtgarben (110 in) südöstlich von Kumehnen; östlich davon die Fuchs 
berge 73 m hoch. 
Von Mineralien sind in Ostpreussen nur Torf und Bernstein zu nennen. Die 
Moore sind sehr umfangreich, vorzüglich im Osten und Südosten des Kurischen 
Haffes, die aber wenig benutzt werden; hier liegt besonders das grosse Moorbruch, 
welches 2 Quadratmeilen umfasst, sodann am südlichen Fuss des ostpreussisclien 
Landrückens auf der polnischen Grenze, woselbst sie grosse Waldungen enthalten.
	        
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