Full text: Der Produktionsprocess des Kapitals. (1)

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es genügt, Organ des Gesam Mitarbeiters zu sein, irgend eine seiner 
Unterfunktionen zu vollziehn. Die obige ursprüngliche Bestimmung 
der produktiven Arbeit, aus der Natur der materiellen Produktion 
selbst abgeleitet, bleibt immer wahr für den Gesammtarbeiter, als 
Gesammtheit betrachtet. Aber sie gilt nicht mehr für jedes seiner 
Glieder, einzeln genommen. 
Andrerseits aber verengt sich der Begriff der produktiven Arbeit. 
Die kapitalistische Produktion ist nicht nur Produktion von Waare, 
sie ist wesentlich Produktion von Mehrwerth. Der Arbeiter pro- 
ducirt nicht für sich, sondern für das Kapital. Es genügt daher 
nicht länger, dass er überhaupt producirt. Er muss Mehrwerth 
produciren. Nur der Arbeiter ist produktiv, der Mehrwerth für den 
Kapitalisten producirt oder zur Selbstverwerthung des Kapitals 
dient. Steht es frei, ein Beispiel ausserhalb der Sphäre der mate 
riellen Produktion zu wählen, so ist ein Schulmeister produktiver 
Arbeiter, wenn er nicht nur Kinderköpfe bearbeitet, sondern sich 
selbst abarbeitet zur Bereicherung des Unternehmers. Dass letztrer 
sein Kapital in einer Lederfabrik angelegt hat, statt in einer Wurst 
fabrik, ändert nichts an dem Yerhältniss. Der Begriff des produk 
tiven Arbeiters schliesst daher keineswegs ,bloss ein Yerhältniss 
zwischen Thätigkeit und Nutzeffekt, zwischen Arbeiter und Arbeits 
produkt ein, sondern auch ein specifisch gesellschaftliches, ge 
schichtlich entstandnes Produktionsverhältniss, welches den Arbeiter 
zum unmittelbaren Verwerthungsmittel des Kapitals stempelt. 
Produktiver Arbeiter zu sein, ist daher kein Glück, sondern ein 
Pech. Im Vierten Buch dieser Schrift, welches die Geschichte der 
Theorie behandelt, wird man näher sehn, dass die klassische 
politische Oekonomie von jeher die Produktion von Mehrwerth 
zum entscheidenden Char-akter des produktiven Arbeiters machte. 
Mit ihrer Auffassung von der Natur des Mehrwerths wechselt da 
her ihre Definition des produktiven Arbeiters. So erklären die 
Physiokraten, nur die Ackerbauarbeit sei produktiv, weil sie allein 
einen Mehrwerth liefre. Für die Physiokraten existirt Mehrwerth 
aber ausschliesslich in der Form der Grundrente. 
Die Verlängrung des Arbeitstags über den Punkt hinaus, wo der 
Arbeiter nur ein Aequivalent, für den Werth seiner Arbeitskraft 
producirt hätte, und die Aneignung dieser Mehrarbeit durch das 
Kapital — das ist die Produktion des absoluten Mehrwerths. Sie 
bildet die allgemeine Grundlage des kapitalistischen Systems und 
den Ausgangspunkt der Produktion des relativen Mehrwerths. Bei 
dieser ist der Arbeitstag von vornherein in zwei Stücke getheilt:
	        
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