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Mehrwerths wirkt sie nur noch, erstens soweit sie dem Kapital
bisher nur formell untergeordnete Industrien ergreift, also in ihrer
Propaganda. Zweitens, soweit ihr bereits anheimgefallne Industrien
fortwährend revolutionirt werden durch Wechsel der Produktions
methoden.
Von gewissem Gesichtspunkt scheint der Unterschied zwischen
absolutem und relativem Mehrwerth überhaupt illusorisch. Der
relative Mehrwerth ist absolut, denn er bedingt absolute Verlängrung
des Arbeitstags über die zur Existenz des Arbeiters selbst noth-
wendige Arbeitszeit. Der absolute Mehrwerth ist relativ, denn er
bedingt eine Entwicklung der Arbeitsproduktivität, welche erlaubt,
die nothwendige Arbeitszeit auf einen Theil des Arbeitstags zu
beschränken. Fasst man aber die Bewegung des Mehrwerths ins
Auge, so verschwindet dieser Schein der Einerleiheit. Sobald die
kapitalistische Produktionsweise einmal hergestellt und. allgemeine
Produktionsweise geworden, macht sich der Unterschied zwischen
absolutem und relativem Mehrwerth fühlbar, sobald es gilt, die
Rate des Mehrwerths überhaupt zu steigern. Vorausgesetzt, die
Arbeitskraft werde zu ihrem Werth bezahlt, stehn wir dann vor
dieser Alternative: die Produktivkraft der Arbeit Und ihren Normal
grad von Intensität gegeben, ist die Rate des Mehrwerths nur
erliöhbar durch absolute Verlängrung des Arbeitstags; andrerseits
bei gegebner Grenze, des Arbeitstags, ist die Rate des Mehrwerths
nur erhöhbar durch relativen Grössenwechsel seiner Bestandteile,
der nothwendigen Arbeit und der Mehrarbeit, was einerseits, soll
der Lohn nicht unter den Werth der Arbeitskraft sinken. Wechsel
in der Produktivität oder Intensität der Arbeit voraussetzt.
Braucht der Arbeiter alle seine Zeit, um die zur Erhaltung seiner
selbst und seiner Race nötigen Lebensmittel zu produciren, so
bleibt ihm keine Zeit, um unentgeltlich für dritte Personen zu
arbeiten. Ohne einen gewissen Produktivitätsgrad der Arbeit keine
solche disponible Zeit für den Arbeiter, ohne solche überschüssige
Zeit keine Mehrarbeit und daher keine Kapitalisten, aber auch
keine Sklavenhalter, keine Feudalbarone, in einem Wort keine Gross
besitzerklasse. l )
So kann von einer Naturbasis des Mehrwerths gesprochen werden,
aber nur in dem ganz allgemeinen Sinn, dass kein absolutes Natur- *)
*) „The very existenee of the master-eapitaliats as a distinct dass is
dependent on the productiveness of industry.“ (Ramsay 1. c. p. 206.)
„If eao.h raan’s labour were but enougli to produce his oivn food, there
could be no property.“ (Ravenstone 1. c. p. 14, 15.)