Full text: Der Produktionsprocess des Kapitals. (1)

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Wie die geschichtlich entwickelten, gesellschaftlichen, so er 
scheinen die naturbedingten Produktivkräfte der Arbeit als Pro 
duktivkräfte des Kapitals, dem sie einverleibt wird. — 
Ricardo kümmert sich nie um den Ursprung dse Mehrwerths. 
Er behandelt ihn wie eine der kapitalistischen Produktionsweise, 
der in seinen Augen natürlichen Form der gesellschaftlichen Pro 
duktion, inhärente Sache. Wo er von der Produktivität der Arbeit 
spricht, da sucht er in ihr nicht die Ursache des Daseins von 
Mehrwerth, sondern nur die Ursache, die seine Grösse bestimmt. 
Dagegen hat seine Schule die Produktiv kraft der Arbeit laut pro- 
klamirt, als die Entstehungsursache des Profits (lies: Mehrwerths). 
Jedenfalls ein Fortschritt gegenüber den Merkantilisten, die ihrer 
seits den Ueberschuss des Preises der Produkte über ihre Pro 
duktionskosten aus dem Austausch herleiten, aus ihrem Verkauf 
über ihren Werth. Trotzdem hatte auch Ricardos Schule das 
Problem bloss umgangen, nicht gelöst. In der That hatten diese 
bürgerlichen Oekonomen den richtigen Instinkt, es sei sehr ge 
fährlich, die brennende Frage nach dem Ursprung des Mehrwerths 
zu tief zu ergründen. Was aber sagen, wenn ein halbes Jahr 
hundert nach Ricardo Herr John Stuart Mill würdevoll seine 
Ueberlegenheit über die Merkantilisten konstatirt, indem er 
die faulen Ausflüchte der ersten Verflacher Ricardo’s schlecht 
wiederholt? 
Mill sagt: „Die Ursache des Profits ist die, dass die Arbeit 
mehr producirt, als für ihren Unterhalt erforderlich ist.“ Soweit, 
nichts als die alte Leier; aber Mill will auch Eignes hinzuthun: 
„Oder um die Form des Satzes zu variiren: der Grund, weshalb 
das Kapital einen Profit liefert, ist der, dass Nahrung, Kleider, 
Rohstoffe und Arbeitsmittel längere Zeit dauern als zu ihrer Pro 
duktion erforderlich ist.“ Mill verwechselt hier die Dauer der 
Arbeitszeit mit der Dauer ihrer Produkte. Nach dieser Ansicht 
würde ein Bäcker, dessen Produkte nur einen Tag dauern, aus 
seinen Lohnarbeitern nie denselben Profit ziehen können wie ein 
Maschinenbauer, dessen Produkte zwanzig Jahre und länger dauern. 
Allerdings, wenn die Vogelnester nicht längere Zeit vorbielten als 
zu ihrem Bau erforderlich, so würden die Vögel sich ohne Nester 
behelfen müssen. 
Diese Grundwahrheit einmal festgestellt, stellt Mill seine Ueber 
legenheit über die Merkantilisten fest: „Wir sehn also, dass der 
Profit entsteht, nicht aus dem Zwischenfall der Austausche, sondern 
aus der Produktivkraft der Arbeit; der Gesammtprofit eines Landes
	        
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