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existiren würde, ist er nun konsequent genug zu beweisen, dass
sie selbst dann nicht existirt, wenn sie existirt: „Und selbst im
vorigen Fall [wenn der Kapitalist dem Lohnarbeiter seine sämmt-
lichen Subsistenzmittel vorscbiesst] kann der Arbeiter unter dem
selben Gesichtspunkt betrachtet werden [d. h. als ein Kapitalist].
Denn indem er seine Arbeit unter dem Marktpreise (!) hergibt,
kann er angesehn werden als schösse er die Differenz (?) seinem
Unternehmer vor u. s. w.“ 9a ). In der thatsächlichen Wirklichkeit
schiesst der Arbeiter dem Kapitalisten seine Arbeit während einer
Woche u. s. w. umsonst vor, um am Ende der Woche u. s. w.
ihren Marktpreis zu erhalten; das macht ihn, nach Mill, zum Ka
pitalisten! In der platten Ebene erscheinen auch Erdhaufen als
Hügel; man messe die Plattheit unsrer heutigen Bourgeoisie am
Kaliber ihrer „grossen Geister.“
Fünfzehntes Kapitel.
Grössenwechsel von Preis der Arbeitskraft und Mehrwerth.
Der Werth der Arbeitskraft ist bestimmt durch den Werth der
gewohnheitsmäfsig nothwendigen Lebensmittel des Durchschnitts
arbeiters. Die Masse dieser Lebensmittel, obgleich ihre Form
wechseln mag, ist in einer bestimmten Epoche einer bestimmten
Gesellschaft gegeben und daher als konstante Grösse zu behandeln.
Was wechselt, ist der Werth dieser Masse. Zwei andre Faktoren
gehn in die Werthbestimmung der Arbeitskraft ein. Einerseits
ihre Entwicklungskosten, die sich mit der Produktionsweise ändern,
andrerseits ihre Naturdifferenz, ob sie männlich oder weiblich, reif
oder unreif. Der Verbrauch dieser differenten Arbeitskräfte, wieder
bedingt durch die Produktionsweise, macht grossen Unterschied in
den Reproduktionskosten der Arbeiterfamilie und dem Werth des
erwachsnen männlichen Arbeiters. Beide Faktoren bleiben jedoch
bei der folgenden Untersuchung ausgeschlossen. 9b )
Wir unterstellen, 1) dass die Waaren zu ihrem Werth verkauft
werden, 2) dass der Preis der Arbeitskraft wohl gelegentlich über
ihren Werth steigt, aber nie unter ihn sinkt.
9a ) J. 8t. Mill, „Principles of Political Economy, Lond. 1868,“ p. 252—53,
passim. — [Obige Stellen sind nach der französischen Ausgabe des
„Kapital“ übersetzt. — D. EL]
0 b ) Der S. 281 behandelte Fall ist hier natürlich ebenfalls ausgeschlossen.
(Note zur 3. Aufl. D. ET.)