Full text: Lehrjahre ([1])

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3ber noch mehr, aB ich fah, hörte id), unb lernte 
raftf) ein halbes 3Bort, ein oidfagenbeS ?dd)eln 
öerßchen: ba mußte ber eine ben 2(bfchieb nehmen, weif 
er fein „aSertjdltntö" geheiratet hatte, unb ber anbre 
ruinierte jtd) eines „^rauenjimmcrS" wegen; ba würbe 
einer im £)ueU crfdjojfen, feine $rau auf bem 
Bimmer eines ©chaufpicfcrS gefunben worben war, unb 
eine anbre würbe in ber ©efeUfcßaft „unmöglich", weil 
fte ihren STOann heintltrf) oerlaffcn hatte. attebcm 
fdjwebte mir immer Dnfel 33alterS ©eliebte öor, bie 
SOfutter feines dfinbeS, ber meine ^hautafie bie ®e(laft 
ber bulbcnben 2)?abonno gegeben hatte, unb ich nahm im 
Snnern unentwegt Partei für ihre CeibcnSgefdf)rtinnen. 
3m Sommer gingen wir wieber nad) Sberbapern. 
207cin fdjwacheS J^crj, baS (Id) in DhumadjtSanfdllett 
aflju häufig bemertbar machte, beburfte ber ©tdrfung 
burd) bie Söergfuft. 3fber meine ^reube über baS Steife* 
jicl folttc eine erhebliche Einbuße erfahren: flatt im 
StofenhauS ju wohnen, bei Sante Äfotilbe, blieben wir 
in ©armifd) im JpoteL 2ffö wir baS erflemal ju ihr 
famen, war ich (letf unb ßiß. ©elbß aB ber ©epp 
mit einem Strauß oon Orchibeen, bie ich ih rer mdrdjen* 
haften formen wegen immer bcfonbcrS liebte, oor mir 
(lanb, ließ id) mich nicht bewegen, mit ihm ju fpiefen. 
„£)aS ^rdulein ifl wohl ganj preußifd) geworben," fagte 
Sante ÖEBtilbc fp6ttifdj. 3d) fah ße t>6fe an. Sie 
hotte feine ©pur »on 3?erßdnbniS für mich; ße wußte 
nicht, baß ich bie dfoßhdppchen beS ?ebcnS nie leiben 
fonnte. 33er nicht baS ganje faßliche ®erid)t haben 
fann, für ben iß eine spiwbe baöon nur eine graufome 
SKahnung an baS, waS er entbehrt.
	        
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