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An Emil Hauth
Mannheim, 31. März 1913
Lieber Emil!
Deine politischen und persönlichen Nachrichten haben
mich sehr interessiert. Daß Westmeyer zu Euch berufen
wurde, kommt wohl auf das Konto des halbverrückten Albert,
der mit W. geistesverwandt ist. — Ich war gestern in Kehl,
um zu predigen. Nach der Versammlung war ich mit der
Familie Engert zusammen, die Dich herzlich grüßen läßt.
Nun zur internationalen Lage: ich habe, Deinem Rate
gemäß, an Grimm und Frei*) ausführlich ge
schrieben und sie ersucht, den Vorschlag der Verständi
gungskonferenz in ihren Blättern zu vertreten. Ich möchte
Dich bitten, mit einer Notiz oder einem Artikel jetzt schon
vorzugehen. Ich möchte mich dann auf Grund dieser
Schweizer Anregung an Blocher und Scherrer*) wenden. Gleich
zeitig aber würde ich in Berlin, wohin ich morgen reise, Ge
legenheit haben, den Parteivorstand für diese Sache zu inter
essieren. Zeit ist nicht mehr zu verlieren. Die Konferenz
müßte vor dem 24. April zusammentreten, — solange ist die
französische Kommission vertagt.
Schreib mir — bitte — nach Berlin (Adresse: Hotel
de Rome, Königgrätzer Straße) recht bald und sende evtl.
Belegexemplare dorthin.
Herzliche Grüße an Dich und Deine Familie!
Dein alter
• Ludwig
An Emil Hauth
Grand Hotel de Rome.
Lieber Emil!
Berlin SW, den 2. April 1913
Königgrätzer Str. 103
In Eile die Nachricht, daß mir Grimm soeben mitteilt,
er sei vollständig meiner Meinung und empfehle die Bildung
eines Komitees aus allen Schweizer Parteien zu diesem Zweck.
Ich habe ihm sofort erwidert, daß ich ihn bitte, in dieser
Richtung unverzüglich das Nötige zu tun. Hier ist die Stim
mung für den Plan ausgezeichnet.
Dein herzlich grüßender
Ludwig
Ich schreibe in größter Eile.
) Die Briefe sind offenbar leider vernichtet.