Full text: Aufsätze, Reden und Briefe

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badische Staat ist bei der Gründung des Murgwerks ausg'e- 
gangen von volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten, die Ak 
tiengesellschaften müssen ausgehen von privatwirtschaftlichen 
Gesichtspunkten, und wenn der Staat sich in eine gemischte 
Unternehmung hineindrängen ließe, müßte das eine oder das 
andere weichen, entweder der privatwirtschaftliche Zweck dem 
volkswirtschaftlichen oder umgekehrt. Wenn das private Ka 
pital sich beteiligt, so können wir überzeugt sein, das private 
Kapital wird seine privatwirtschaftlic’hen Interessen nicht auf 
geben können, nicht aufgeben dürfen. Deswegen glauben wir, 
der badische Staat wird gut daran tun und in Uebereinstäm- 
mung mit dem badischen Volke handeln,, wenn er an solchen 
gemischt-wirtschaftlichen Unternehmungen sich nicht beted 7 
ligt, sondern die Idee, die dem Murgwerk zugrunde liegt, 
auch weiterhin rein zum Ausdruck bringt. Gerade bei der 
Schaffung des Murgwerks hat der badische Staat angeknüpft 
an die stolzesten deutschen Ueberlieferungen. Ich denke 
dabei an die Philosophie vom Anfang des vorigen Jahrhun 
derts, die lehrte, der Staat sei die Verkörperung der „sittlichen 
Idee“, er sei diejenige Macht, die gegenüber den Einzelinter 
essen, den egoistischen Interessen das Gesamtwohl vertreten 
müsse. Es würde diese Idee fälschen heißen, wenn nun der 
Staat mit dem Privatkapital in eine Verbindung sich einließe. 
Ich hoffe, daß die Arbeiten drüben im Murgtal rasch und 
energisch und gut gefördert werden. Der Dichter sagt ja: 
„Wenn gute Reden sie begleiten, so fließt die Arbeit munter 
fort“. Ich hoffe, daß, während wir hier sprechen, drüben 
gut und erfolgreich gearbeitet wird, und daß dauernd! das 
badische Volk, die Landstände und die Regierung, ihre Freude 
an der Entwicklung dieses Werkes haben. 
An Grete Eloesser 
Mannheim, 2. Juni 1914 
... Meine Zeit teilt sich — fast ohne Pause — zwischen 
Landtag, Anwaltssprechzimmer, Versammlungssaal. Und wenn 
ich mir’s überlege, bin ich nie zufriedener (das Wort „glück 
licher“ klingt so protzig), als wenn ich keine Minute frei 
habe für Hamlet-Gedanken. Die Tätigkeit ist das Größte, 
was ich in der Welt kenne. 
Ich war in Basel, um mit den Franzosen Frieden zu 
machen. Diese Erbfeindkonferenzen sind von mir geschaffen,
	        
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