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6. Um alle diese Folgen der Schwangerschaftsnieren
erkrankung zu verhindern, gibt es keinen andern Weg als
die zeitige Unterbrechung der Schwangerschaft.
Schwangerschaft und Otosklerose.
Es gibt Autoren, die so wenig Respekt vor dem Leben
einer Frau haben, daß sie es der Geburt eines auch nur
wahrscheinlichen Rekruten opfern; daß die Frau gar das
Recht habe, durch eine Gravidität nicht geschädigt zu werden,
das leuchtet ihnen nicht ein. Von da aus ist im „Winter“ 38 )
das Kapitel Otosklerose verfaßt.
„Außer der Schwerhörigkeit finden sich bei dieser Er
krankung noch besonders subjektive Ohrgeräusche, die
ihrem Träger oft unsägliche Pein bereiten“ (S. 277). Wolf,
Beck, Dencker, Brickner betonen den kausalen Zusammen
hang zwischen Schwangerschaft einerseits und Verschlechte
rung der Hörfähigkeit und Auftreten von schweren subjek
tiven Erscheinungen andererseits. R. Haug 3i ) hat in seinem
Werke den Verlauf der Graviditätsverschlimmer ungen der
Otosklerose in geradezu klassischer Weise geschildert. „Es
tritt nach jeder Geburt langsam, aber stetig zunehmende
Schwerhörigkeit, die oft knapp die Grenze der absoluten
Taubheit streift; die subjektiven Geräusche haben in den
späteren Stadien häufig zu genommen.“ Zu demselben Schlüsse
kommt auch auf Grund der gesamten Literatur und eigener
Erfahrungen Brickner. „Die Schwerhörigkeit bleibt nach
der Entbindung ständig schlechter, als sie vorher war.
Wiederholte Schwangerschaften wirken fortschreitend ver
schlimmernd.“
Nach kritischer Sichtung des eigenen und fremden Ma
terials kommt Verf. zum Schlüsse: „Es ist an einer Gravi
ditätsverschlimmerung der Otosklerose nicht zu zweifeln“
(S. 281). Was nun die Indikationen zur Unterbrechung der