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ist Redner der Ansicht, daß die Blätter je nach ihrer pecuniairen,
Stellung zahlen müßten. — Was Frohme's Bemerkung betreffe
über den Bezug der Berichte der Bourgcoiszeitungen aus sog.
Gedankenfabriken, so theile er die Verdammung jenes Systems nicht
unter allen Umständen; zudem läge die Sache bei uns auch anders.
Unsere Redacteure seien jetzt theilweise auf die Scheerenarbeit an
gewiesen, würden sie aber in Fwr vorgeschlagenen Weise entlastet,
so würden sie bedeutend mehr.Selbständiges leisten können. — Die
Abfassung der Reichstagsbcrichte inircb die Abgeordneten sei nicht
durchzuführen, weil die Letzteren die Arbeit nicht bewältigen könnten.
Das Finden eines geeigneten Arbeiters habe deshalb seine Schwie
rigkeit, weil derselbe nur für 3 Monate engagirt werden könne, und
dann existenzlos ist.
Es wird Schluß der Discussion angenommen.
Ractow bemerkt, daß auf die stenographischen Berichte des
Reichstags bei jeder Postanstalt abonnirt werden könne. 100 Bogen
Text kosteten 10 Mark.
Frohme betont, cs handle sich nicht um stenographirte, sondern
um gut bearbeitete Berichte.
Es erfolgt Abstimmung. Der Antrag 83 der Vorlage, mit dem
Amendement von Kavser, wird angenommen, womit die übrigen
diesbezüglichen Anträge erledigt sind. Als Ort des Erscheinens der
Corrcipondenz wird Berlin bestimmt; ferner, daß die Ausführung
der Formalien der Centralleitung übertragen werde.
Nachdem Schlesinger das Protocoll der Sitzung vom Montag
vorgelesen und dasselbe nach einigen Berichtigungen genehmigt wor
den, vertagt der Vorsitzende die Verhandlungen von V-2 bis 3 Uhr.
Die Schriftführer.
D e r o s s i. Ulrich.
Zweite Sitzung am Dienstag, den 29. Mai, Nachm.
Die Sitzung wird durch den Vorsitzenden Geib 3V- Uhr er
öffnet. Die Verlesung der Präsenzliste ergiebt das Fehlen der
Delegirten Auer, Bock, Finn, Frohme, Fritzsche, Grottkau, Hasscl-
mann, A. Kapell, O. Kapell, Lange, Lehmann, Matthäi, Richter,
Schumacher, Tölcke, Werner und Wolf. Dieselben treffen sämmtlich
innerhalb einer halben Stunde ein. Abgereist ist Ramm.
Der Vorsitzende verliest zunächst Telegramme aus Barmen,
Groitzsch, Waudsbeck, Elberfeld, sowie ein Schreiben aus Brüssel.
Neisser hält es für Pflicht, den ausländischen Absendern von
Telegrammen, Zuschriften u. s. w. den Dank des Cougresfes zu er
statten und will, daß die Centralleitung beauftragt werde, kurze
dankende Antworten an die ausländischen Genossen zu senden.
Geib hält dies für zwecklos, da der Congreß ohnedies seiner
Zustimmung zu diesen Kundgebungen wiederholt Ausdruck verliehen
dabe und in den Parteiblättern darüber berichtet werde.