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I comite und auch an die Beschwerdecommission gewandt, nrn die
i Sache klarzulegen. Das Weitererscheinen der „Rothen Fahne" läge
j in den Verhältnissen des Wahlkreises und der Druckerei in Barmen;
dieselbe ermögliche es Redner, die dort erscheinenden Blätter gratis
j redigiren zn können.
Frick bemerkt, daß Hasselmann nicht an die Beschwerdecommission,
sondern an Redner persönlich geschrieben habe.
Grottkan. Ihm seien die Aussagen Hasselmann's nnverständ-
j lich geblieben, besonders in Bezug auf die schriftlichen und mündlichen
Ehrenworte. Hasselmann habe die an ihn gerichtete Frage nicht ge
nügend beantwortet; der Congreß wolle nicht nur die Entstehungs-
! geschichte der „Rothen Fahne" wissen, sondern auch, wie lange sie
Hasselmann fortzuführen gedenke. Hasselmann behaupte, ein Recht
zu haben, die „Rothe Fahne" herauszugeben und fortzusetzen, wie
jeder Genosse das Recht habe, Flugblätter und Broschüren heraus
zugeben; Redner meint aber, daß ein gewaltiger Unterschied zwischen
einem zeitweiligen Flugblatt und dem Blatte Hasselmann's sei. Die
i „Rothe Fahne" habe bei ihrem Erscheinen einen ganz anderen Cha
rakter gehabt, wie jetzt; jetzt sei sie eine perfecte Zeitung, welche von
j den Anhängern Hasselmann's in ganz Deutschland verbreitet werde,
und so das Interesse der Partei deren Centralorgan gegenüber
schädige. — Ferner stelle sich die „Rothe Fahne" ans einen ganz
j hesonderen Standpunkt, indem sie bcn Kampf gegen die „Intelli
genzen" zum Stichwort ntache. — Redner habe von den verschieden
sten Seiten gehört, daß die „Rothe Fahne" nicht nur als Concurrenz-
blatt gegen bcn „Vorwärts" benutzt werde, sonderit daß sich sogar
eine „Partei der rothen Fahne" an verschiedenen Orten gebildet.
— Die Erklärung, die „Rothe Fahne" nur bis zu bcn Wahlen er
scheinen zn lassen, habe Hasselmann (in der Probenummer) selbst ge
bracht. — Betreffs der Stellung Hasselmann's erinnere Redner nur
an dessen Manier, wie es ihm voriges Jahr beliebte, in Berlin
Bericht über den Congreß zn erstattten. Daraus ginge hervor, daß
Hasselmann nicht im Interesse der geeinigten Partei die „Rothe
Fahne" habe gründen wollen. — Es sei nicht richtig, daß Hasselmann
nur deshalb die „Rothe Fahne" als Zeitung angemeldet habe, weil
dies billiger kam, da letzteres nicht der Fall sei. — Was die Haltnirg
der „Rotheir Fahne" betreffe, so erkenne Redner zwar an, daß die
j Schreibweise derselbeir auf diejenigen von Wirkuitg sei, welche nicht
über die Bestrebungen der Partei unterrichtet seien. Die sociale
Frage, der Klassenkampf, ist mehr als eine Messer- und Gabelfrage,
! wie Hasselmann sie hinstellt, nur um jenen zn gefallen, welchen der
wissenschaftliche Sozialismus Lurch solche Taktik entfrenidet wird. —
Redner behauptet, Hasselmann habe jedenfalls mit falschen Karten
gespielt, möge man die Sache drehen wie matt wolle; es sei hier
das Parteiinteresse engagirt, und verlange Redner deshalb eine
bündige Erklärung von Hasselmann, sowohl bezüglich des „Ehren
worts" wie des Weitererscheinens der „Rothen Fahne".
Hirsch beantragt zu beschließen, daß die „Rothe Fahne" am
1. Juli eittzngehen habe, zieht den Antrag aber wieder zurück.