Full text: Philosophie der Religion , 6 (06)

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so wenig, daß wir bey ihrem Lichte nichts von der bestimm 
ten Zayl, nichts von vielen wesentlichen Eigenschaften, nichts 
von manchen nothwendigen Vorbereitungen dieser göttlichen 
Handlungen sehen. 
Wo, wo ist die Schriftstelle, die uns ausdrücklich sagt: 
so viel — weder mehr noch weniger — Sakramente gibt 
eö, di.se können wiederholt, jene nicht; diese von allen, 
jene nur von einigen gültig verwaltet werden; diese sind für 
alle einzelne Menschen, jene nur für gewisse Gattungen; 
diesen ist der Umstand wesentlich, jenen zufällig, u. s. w.? 
Nehmen wir zum Beyspiele das erste und aus allen das 
nothwendigste Sakrament, die Taufe. Wie viele, und wie 
wichtige Zweifel stoßen hier auf, welche die Bibel unbe 
rührt laß: ? Gilt die Taufe auch für die neugebohrnen Kin 
der, und für die erwachsenen Wahnsinnigen? Sind die 
Worte: ich taufe dich, und die ausdrückliche Anrufung 
der drey Personen in der Gottheit wesentlich oder zufällig? 
Wird der wahre wirkliche Glaube, entweder bcyin Täuf 
linge oder beym Täufer, oder bey beyden zugleich nothwen 
dig erfodert? Wer har die Macht, wer die Erlaubniß, 
dieses Sakrament auszuspenden, und kann es öfter gültig 
mitgetheilt werden? Niemand wird es läugnen, daß der 
gleichen Zweifel in der Kirche Christi nicht herrschen dür 
fen, und daß sie aus dem Worte Gottes müßen gehoben 
werden; aber es wird auch Niemand vermögen, sie bloß 
aus dein geschriebenen 'zu heben. Die stete Erfahrung be 
währet es. Jene bekannten Streitigkeiten des dritten Jahr 
hunderts über die Gültigkeit der Keßertaufe, ließen sich 
nicht anders, als vermittelst der mündlichen Ueberlieferungen 
beylegen, und der Pabst Stephanus wiederholte nur 
immer das Verbot Neuerungen einzuführen. „ Man halte 
sich — schrieb er an den heiligen Cypryan — bey dem, 
was uns die Apostel mündlich überliefert haben." Die 
Wiedertäufer sind noch nie mir einem klaren Schrifttexte, 
des Irrthums überwiesen worden, und keinen ans denen, 
die nach ihrem Hauptgrundsatze nichts glauben, was nicht 
geschrieben ist, hat je überzeugend dargechan, daß nenge- 
dorne Kinder fähig sind, die Taufe zu empfangen. Ja e6 
wurde ihnen bange werden, wenn sie uns über alles das.
	        
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