Full text: Philosophie der Religion , 6 (06)

was sie von diesem und den übrigen Sakramenten glauben, 
und in Uebung bringen, bloß aus der Bi el sollten Re 
chenschaft geben. Gewiß, ihre theoretischen sowohl als 
praktischen Uneinigkeiten, in Ansehung der obberührten 
Punkte, legen es deutlich an den Tag, daß sie in dem geschrie 
benen Worte GotreS jene allgemeine Stütze ihrer Glau 
benslehren nicht antreffen, deren sie sich gegen uns mit so 
lautem Getöse rühmen. 
Da haben wir also einen unumstößlichen Beweis, daß 
Christus viele, höchst wichtige, und vorzüglich zu glauben 
und zu üben nothwendige Wahrheiten lehrte, die von den 
Aposteln nicht schriftlich aufgezeichnet, sondern nur münd 
lich den Gläubigen verkündigt, und besonders den Bischö 
fen und Vorstehern der christlichen Gemeinen zur Bewah 
rung anvertrauet wurden. 
Und es geziemte sich allerdings, daß es also geschah, 
denn damit blieb dieser kostbare Schatz im Schoße der 
Kirche, und die Kirche im Besitze eines Vorrechtes, das 
ihr als der unbefleckten Braut ihres göttlichen Stifters 
von rechtöwegen gebührte. Nämlich, wie vormals die 
Juden über alle Nationen des Erdbodens erhoben waren, 
weil ihnen — wie Paulus schreibt *) — die göttlichen 
Orakel anvertrauet wurden, so sollte jetzt die Kirche vor 
allen übrigen Religionen, an den erhabensten Geheimnissen 
der Gottheit, und allen Heimlichkeiten ihres himmlischen 
Bräutigams ganz allein Theil nehmen. Ware alles pünkt 
lich und ausführlich geschrieben, wie würde sie diesen un 
schätzbaren Vorzug behaupten? wie von den ehrwürdigsten 
Geheimnissen der göttlichen Religion mehr wissen, als die 
Juden und Heiden, die ihre heiligen Bücher mit profanen 
Augen durchblätterten? 
Und damit entgrengen auch diese ehrwürdigen Geheim 
nisse der Gefahr, von den Ungläubigen entheiligt zu wer 
den, der sie durch die öffentlichen Schriften wären bloßger 
stellt gewesen. Dieses war ohne Zweifel die Ursache, warum 
die Apostel in ihren Sendschreiben manchmal die Rede plötz- 
Kim. z,
	        
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