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bei beweisen. — Nein! Dieses geht nicht an, und so eine
unregelmäßige Bew.isart verdient keine Widerlegung. Sie
müssen sich also nach andern Beweisgründen umsehen, wenn
sie uns überreden, oder wenigstens ihr eignes Gewissen be
ruhigen wollen.
Unterdessen wünschten wir, daß sie die Folgen ihres
Lehrsysleuis wohl überdächten. Welche Vewirrungen sind
in den christlichen Gemeinen nicht zu fürchten, wo ein jeder,
vom Kleinsten bis zum Größten berechtigt ist, die Schrift
nach seinem Eigendünkel auszulegen, und di Auslegung,
unter dem Vorwände einer Eingebung seines Privatgeistes,
als richtig zu vertheidigen? Die Worte: „dieses ist mein
Leib" wird einer sagen, haben den Sinn, dieses bedeutet
meinen Leib; der andere, dieses ist eine Figur meines Leibes;
der dritte, darin ist mein Leib; der vierte, dieses wird un
ter dem wirklichen Genusse mein Leib werden; — — —
Kömmt jemand dazu, welcher die uralte Meinung der ersten
Kirche behauptet, die uns von der mündlichen Ueberliefe
rung ist aufbehalten worden, so hat er das Schicksal zu
erwarten, welches einst den Propheten Michäas getrof
fen har.
Vielleicht erinnert sich nicht jeder Leser dieser biblischen
Geschichte. Wir wollen sie kurz erzählen. Ach ab, der
gottlose König Israels, steht im Begriffe, mit seinem
Heere wider die Syrer nach R a m o t h G a! a a d zu
ziehen; und vierhundert seiner falschen Propheten weissagen
ihm den glücklichsten Fortgang der Waffen. Aber Mich aas,
der Prophet des Herrn, widerspricht unerschrocken, betheuert
ev öffentlich, daß es nur ein Lügengeist wäre, der aus ih
nen redete, und prophezcyet dem Könige ohne Bemäntelung
den gewissen Untergang. Nun, was geschah? S e d e; i a ö,
das würdige Haupt der Afterprophelen, gibt dem Manne
Gottes einen derben Backenstreich, und fragt ihn mir höh
nischer Miene: „durch welchem Weg ging der Geist des
Herrn von mir hinüber, daß er mit dir redete?" Der Kö
nig — — warf ihn ins Gefängniß *).
h ) Paraup- n, io — 26.