Der Privatgeist hat uns lange aufgehalten. Nun wei
ter in der Erforschung der Hülfsmittel, den wahren Sinn
des SchrifcterteS, ohne die mündlichen Ueberlieferungen zu
entdecken. Der Uebereinstimmung trauen viele alles zu;
und daher verstehen einige die Uebereinstimmung der Gläu
bigen und Gerechten, andre jene der Gelehrten, und wieder
andere jene der Sekten.
Die erste kann in der Hypothese weder existiren, noch
zu etwas nutzen. Wo man außer der Schrift nichts glau
ben darf, da gibt es weder Glauben noch Gerechtigkeit,
ehe der T rt derselben nicht recht verstanden wird. Und
wo die Uebereinstimmung Glauben und Gerechtigkeit bey
den Uevereinstimmenden vorausstht, da ist sie eben fo un
sichtbar , als es diese vorausgesetzten Eigenschaften sind,
folglich unnütz.
Die zweyte und dritte laufen auf eines hinaus; denn
die Uebereinstimmung der Sekten gründet sich vorzüglich auf
jene der Gelehrten aus den mannichfaltigen Sekten. Nun
aber ist die Uebereinstimmung der mannichfaltigen Sekten
ein Unding, daö sich nicht denken laßt. Denn stimmten
sie überein, fo würden sie den Augenblick aufhören, man.'
nichfaltige Sekten zu seyn. Sie können über einige Punk
ten eins, über andere uneins seyn — Gesetzt! So verstehen
sie —- wenn's hoch kömmt — einige Stellen der Bibel,
andere nicht; und vielleicht eben die wesentlichern die noth
wendigern nicht.
Den Mangel der Uebereinstimmung, sollen das Stu
dium des Alterthums, die Kenntniß der Sprachen, und die
Wissenschaft der Grammatik und Kritik ersetzen. —
Sind vielleicht diese Wissenschaften in allen ihren Thei
len so gewiß ausgemacht, und demonstrationsmaßig, als cS
die Geometrie ist? Die Erfahrung hat cö schon gelehrt,
wie wenig bisher mit diesen Hülfsmitteln sey ausgerichtet
worden. Und die Verfasser der heuigen Bücher, haben sie
immer alle Regeln der kritischen Grammatik beobachtet?
Der göttliche Geist hat sie wohl in den übernatürlichen
Wahrheiten, aber weder in der Grammatik, noch Kritik
unterrichtet, —