Full text: Philosophie der Religion , 6 (06)

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Ja sogar die Fürsten der Sekten andern oft mit dem Mond 
scheine ihre Meynungen, und behüte eg der Himm l, daß 
wir ihnen, eineö von diesen drey Stücken absprechen soll 
ten! Sie würden uns das ganze Gewicht ihrer gottseligen 
Rachgier empfinden lassen. 
Jetzt fallt mir nichts mehr bey, was uns zur richtigen 
Auslegung der Schrift dienen könnte, wenn wir die münd 
liche Ueberlieferung bey Seite fetzen. Aber dieses fallt mir 
bey, daß alle dergleichen Mittel bloß menschlich sind, welche 
nur einen menschlichen, nicht göttlichen Glauben zu stiften 
vermöchten, woferne sie auch in einem oder andern Falle 
den Zweck erreichten. 
In Betrachtung dessen, sollte man sich keine Mühe ge 
ben, das ungeschriebene Wort GorieS, aus dem geschriebe 
nen zu erweisen, aber weil es Menschen gibt, welche sich 
bestreben, jenes mit diesem zu vernichten; so müssen wir 
ihnen doch zeigen, wie übel gegründet ihre Raisonnemee-te 
seyen. Fragen wir also die Bibel selbst, ob sie nächst sich, 
ein anderes wahrhaft göttliches Wort erkenne, oder nicht? 
Haben Sie je, liebster Philaleth! das eilfte Kapi 
tel des ersten paulinifchen Sendschreibens an die Korin 
ther, mit Bedacht gelesen? 0! ohne Zweifel! — Nun! 
so werden Sie wohl auch bemerkt haben, was ich gleich 
sagen werde. Zwey Stücke behandelt daselbst der Apostel. 
Er lehrt die korinthischen Neophyten, wie sie in der Kirche 
beten, und wie sie das heilige Abendmahl empfangen sollen. 
Fürs erste beruft er sich auf den schon gegebenen Unter 
richt *), den wir nirgend aufgezeichnet finden, und sehr nur 
noch dieses bey, daß die Weiber mit bedecktem, wie die 
Männer mit unbedecktem Haupte, im GotteShause zu er 
scheinen hatten **), Diese Gewohnheit herrsche in der Kir 
che 
*) Ich lobe euch aber, liebe Brüder! daß ihr — — meine Gebote haltet, 
wie ich sie euch gegeben habe. i. Äor. n, 2. 
*') Lbend» 3 — 15.
	        
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