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Ja sogar die Fürsten der Sekten andern oft mit dem Mond
scheine ihre Meynungen, und behüte eg der Himm l, daß
wir ihnen, eineö von diesen drey Stücken absprechen soll
ten! Sie würden uns das ganze Gewicht ihrer gottseligen
Rachgier empfinden lassen.
Jetzt fallt mir nichts mehr bey, was uns zur richtigen
Auslegung der Schrift dienen könnte, wenn wir die münd
liche Ueberlieferung bey Seite fetzen. Aber dieses fallt mir
bey, daß alle dergleichen Mittel bloß menschlich sind, welche
nur einen menschlichen, nicht göttlichen Glauben zu stiften
vermöchten, woferne sie auch in einem oder andern Falle
den Zweck erreichten.
In Betrachtung dessen, sollte man sich keine Mühe ge
ben, das ungeschriebene Wort GorieS, aus dem geschriebe
nen zu erweisen, aber weil es Menschen gibt, welche sich
bestreben, jenes mit diesem zu vernichten; so müssen wir
ihnen doch zeigen, wie übel gegründet ihre Raisonnemee-te
seyen. Fragen wir also die Bibel selbst, ob sie nächst sich,
ein anderes wahrhaft göttliches Wort erkenne, oder nicht?
Haben Sie je, liebster Philaleth! das eilfte Kapi
tel des ersten paulinifchen Sendschreibens an die Korin
ther, mit Bedacht gelesen? 0! ohne Zweifel! — Nun!
so werden Sie wohl auch bemerkt haben, was ich gleich
sagen werde. Zwey Stücke behandelt daselbst der Apostel.
Er lehrt die korinthischen Neophyten, wie sie in der Kirche
beten, und wie sie das heilige Abendmahl empfangen sollen.
Fürs erste beruft er sich auf den schon gegebenen Unter
richt *), den wir nirgend aufgezeichnet finden, und sehr nur
noch dieses bey, daß die Weiber mit bedecktem, wie die
Männer mit unbedecktem Haupte, im GotteShause zu er
scheinen hatten **), Diese Gewohnheit herrsche in der Kir
che
*) Ich lobe euch aber, liebe Brüder! daß ihr — — meine Gebote haltet,
wie ich sie euch gegeben habe. i. Äor. n, 2.
*') Lbend» 3 — 15.