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zu bringen? Nein! so unbarmherzig quält der bößte Vater
die Kinder nicht, welche er liebt.
Und so unvorsichtig hat der allweise Stifter seine Kirche
nicht gebaut, daß er derselben das nothwendige Mittel, die
Einheit zu erhalten, und die Spaltung zu verhindern, hatte
versagen sollen. Gewiß, woferne kein unfehlbares Mittel
vorhanden ist, die entstehenden Religionszweifel zu heben,
so kann der sittliche Körper nicht fortdauern. Nach gestörtem
Frieden und getrennten Gemüthern zerreißt der Zusammen
hang der Glieder, und der Leib zerfällt in Stücke.
Eitle Furcht! sagt man. Die Punkte, worüber gestrit
ten wird , sind schon deswegen nicht mehr wesentlich,
zum Heile nicht mehr nothwendig. Oder auch, warum
sollte der Streit nicht mit einem gütlichen Vertrage können
abgethan werden?
Vortrefliche Methode, alle Glaubenssätze nach und nach,
und zuletzt die ganze Religion umzustoßen! Lasset nur so
viel schwärmerische Köpfe aufstehen, als uns Christus
Wahrheiten gelehrt hat, deren e6 ein jeder mit einer auf
nehme, und sich einen Anhang zu erwerben wisse, so ist
die Metamorphose schon bewirkt. Was immer bisher in der
christlichen Religion wesentlich und nothwendig war, ist nun
zufällig und willkührlich, und die Religion selbst?— Daö Ding
verliert seyn Daseyn, wenn es sein Wesen verliert. Schreck
liche Folge! Sehet, wo der schöne Grundsatz hinführt, der
die Glaubensartikel in wesentliche und nichkwesentliche ein
theile, und in der Bestimmung der ersten, die allgemeine
Uebereinstimmung aller christlichen Secten, oder gar jene
aller einzelnen Christen, zur Richtschnur nimmt.
Gütliche Verträge finden nur da Platz, wo die strei
tenden Partheyen etwas von ihren Rechten vergeben dür
fen. Aber wer ist befugt die Rechte der göttlichen Wahr
heit einzuschränken? Ob Christus der wesentliche, oder
nur an Kindcöstatt angenommene Sohn Gottes, ob ec
wahrer Gott, oder nur ein vollkommenes Geschöpf des
wahren Gottes sey; der Zweifel wird aufgeworfen. Geht
nun, und hebet ihn mit einem gütlichen Vertrage. Welche
Parthey, und wie soll sie nachgeben? Eine jede meint