Full text: Philosophie der Religion , 6 (06)

*) j. Lim. 2. 4. 
") Mark. if. 15. 
4? 
Folgen sich in die ganze Ewigkeit hinein erstrecken? Ver 
möge dieses Gebotes sind wir verpflichtet, den Esel des 
Nachbars, wenn er in eine Grube fallt, herauszuziehen, 
oder das Feuer, das sein Hans ergreift, mit möglichster 
Mühe zu löschen; und wir sollen schweigen, wenn sich seine 
Seele verirrt, und den unaufhörlichen Quaalen unwissend 
zulauft? Ist vielleicht das Gute, das wir dem Nächsten 
zu erweisen, und das Ucble, das wir von ihm abzuwenden 
haben, nur auf den kurzen Raum des gegenwärtigen Le 
bens, oder nur auf die Wohlfahrt des Körpers eingeschränkt? 
O was ist die vergängliche Zeit gegen die unvergängliche 
Ewigkeit? was der sterbliche Leib gegen die unsterbliche 
Seele? was alles irdische Gut gegen das himmlische ge 
halten ? 
Nein, nein! Wir dürfen nicht, wir können nicht, und 
wollen nicht schweigen. Wir werden aus natürlicher Men 
schenliebe, und aus christlicher Nächstenliebe stets reden; 
den Hauptgrundsaß des Christenthums immer mehr aus 
breiten, und bey jeder Gelegenheit laut sagen, außer der 
Kirche ist kein Heil. 
Es ist wahr, wir werden damit Rousscau'ö Rath 
zuwiderhandeln, der uns warnet, keine Mühe zu nehmen , 
andre zu unsrer Religion zu bereden, und alle dergleichen 
Unternehmungen für Gort mißfällige Werke zu halten. 
Aber wir werden damit die gütigsten Absichten des Schöp 
fers erfüllen, der aufrichtig will, daß alle Menschen selig 
werden, und zur Erkenntniß der Wahrheit gelangen; *) 
wir werden dem Befehle des Erlösers nachkommen, 'der 
seine Jünger in die ganze Welt ausschickte, das Evangelium 
zu predigen; **) wir werden die Beyspiele der unermüdeten 
Apostel, der heldcnmükhigen Blutzeugen, und so vieler 
tausend andrer vortrefflichen, gelehrten und gottesfürchligen 
Glaubentzprediger nachahmen; und daran wird der Herr 
Jesus das größte Wohlgefallen finden, der uns sogar 
ermahnt, beym Mangel des eigenen Vermögens mitzuwir 
ken.
	        
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