Full text: Philosophie der Religion , 6 (06)

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Aber was lernen wir von dem Herrn selbst? — Daß 
in seiner Kirche, Gute und Böse, Fromme und Schlim 
me, Gerechte und Ungerechte, Auöerwahlte und Verwor 
fene, unter einem Dache wohnen. Und er sagt eö uns, 
ungeachtet der figürlichen Ausdrücke die er dabey gebraucht, 
so deutlich, daß kein Schatten des Zweifels übrig bleibt. 
Die Kirche eine Dreschtenne *), worauf erstens die 
Spreu mit dem Korne vermengt liegt, hernach aber, wenn's 
zur Säuberung kömmt, in'ö Feuer geworfen werden, da 
man jenes in die Scheune sammelt. 
Die Kirche ein Acker **), worauf unter dem besten 
Weizen auch vielfältiges Unkraut wachst. Soll man es 
ausreuten? — Nein! Es soll bis zur Acrnte ruhig gelas 
sen, alsdann aber von den Schnittern zusammengelesen, in 
Büschel gebunden, und dem Feuer übergeben werden. 
Die Kirche ein Fischernetz ***), womit man im Meere 
allerhand Fische fangt. Am Ufer geschieht hernach die AuS- 
lefung, und die nichlöwcrthen werden von dem Fischer hin 
geworfen. 
Die Kirche ein Schafstall ****), worin mit den Läm 
mern auch Böcke getrieben werden. Und nur erst des 
Menschensohn wird die Absonderung machen, wenn er von 
den englischen Geistern umgeben, auf dem Stuhle seiner 
Herrlichkeit sitzen wird *****). 
Endlich giebt cs in der Kirche nicht nur kluge, sondern 
auch thörichte Jungfrauen, denen es am Oele der guten 
Werke mangelt *♦****), und Hochzeitsgaste, welche mit kei 
nem hochzeitlichen Kleide angethan sind *******) / worunter 
die Vater einstimmig die hei igmachende Gnade verstehen. 
Wie mannichfaltige, aber wie genau auf einen Zweck 
zustunmcnpassende Gleichnisse! Immer ein anders Bild, 
aber immer derselbe Gegenstand abgemalt, der Lehrsatz, den 
*) Matth. 3, i2. **) Lbint. 13, 24 — 31. 
***) Ebend. 13, 47 — 51. *"*'*) Johann 10, 16. 
’****) Matth. 2;, 3-. ***** ;4 ) Ebent. i — ij, 
**""*') Matth. 22, n.
	        
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