Full text: Philosophie der Religion , 6 (06)

ist gegründet, denn ich sehe sie denselben dort suchen, wo 
er mehr anzutreffen ist. 
O meine Herren ! Zurücke, zu uns her! Da im Chri- 
stenrhume, und nur im Christenthume wandelt man den 
Weg, welcher zur ewigen Glückseligkeit fuhrt. 
Das erste verneinen selbst die Jndifferentisten nickt, 
wiewohl mir dem Unterschiede, 'daß sie sich auf die einge 
bildete Gleichgültigkeit aller Religionen, da wir uns auf 
di> göttliche Offenbarung stutz n; denn unserer Meinung 
nach will der Schöpfer seine Geschöpfe durch die geoen- 
barte Religion wahrhaft und ewig glückselig machen. Die 
ses ist einer der vornehmsten Zwecke jener i n cmeßlichen 
Liebe, womit sich der Unsterbliche entschlossen hat, mit den 
Sterblichen zu reden. 
Das zweyte mögen die besagten Herren wohl läugnen, 
nicht aber zweifelhaft machen. Einerseits kann vermöge der 
ersten Grundsätze der Vernunft, aus den sich so offenbar 
und so mannichfaltig widersprechenden Religionen nur eine 
die wahre seyn, und andererseits ist die Wahrheit des Chri 
stenthums schon klar genug dargethan worden. So wird 
dann die Folge unvermeidlich, daß nur das Christenthum 
den Weg cnchalt, worauf man zum Heile köaunc. Öder 
will man dieses Vorrecht einer falschen Religion einräu 
men, so bin ich befugt auch dem Atheisten die Seligkeit 
zuzusprechen, zumahl da der Atheisnius, nach dem sinnrei 
chen Einfalle des Herrn Bayle, vor allen falschen Reli 
gionen den Vorsitz hat. 
Doch dieses ist eine handgreifliche Ausschweifung einer 
erhitzten Einbildungskraft. Richtiger von der Sache zu 
reden: in den falschen Religionen wird Gott nicht geehrt, 
und angebetet, wie es ihm gefallt; cö wird ihm das Opfer 
nicht gebracht, das er verlangt; der Dienst nicht erwies n, 
den er begehrt; das Gesetz nicht befolgt, das er kund macht; 
der Wandel nicht geführt, den er billigt; das Mittel zur 
Seligkeit nicht gebraucht, das er anbietet; nach jener Hei 
ligkeit nicht gestrebt, die er vorfchr ibt; dafür aber bildet 
man sich einen Gott, einen Gottesdienst, ine Glaubens 
lehre und Sittenregel nach seinem Eigensinne. Meinen wir
	        
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