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«ufer den Zwölfen gab es einen Judas, und wer weiß
es nicht, daß die blühendste Kirche zu Korinth eine ge
raume Zeit einen öffentlichen Blutschänder in ihrem Schooße
erdulden mußte.
Die Bösen also, so lange sie es nicht aus den Grund
sätzen ihrer Kirche sind, geben kein gütiges Zeugniß widec
die Heiligkeit derselben, und auch keinen Grund, sich von
ihr zu trennen, welcher vor dem Angesichte des allerhöch
sten Richters bestände; die Guten hingegen, die Frommen
und Heiligen sind immer ein lebendiger und unwidcrsprcch-
licher Beweißthum für die Heiligkeit der Kirche, in deren
Schooße, und nach dercm Lehrsysteme sie leben.
Und zugleich ein nothwendiger Beweißthum, denn wer
würde die Kirche für heilig achten, wenn sie keine Früchte
der Heiligkeit hervorbrachte? Sie würde ein unnützer, un
fruchtbarer Baum seyn, woferne sie unter ihren Anhän
gern keine wahrhaft heiligen Männer zahlte, und man
müßte daraus schließen, daß sie ihren Kindern, keine wirk
samen Mittel der Heiligkeit anböte.
Und dieses ist dennoch ein wesentlicher Bestandtheil der
Heiligkeit, vermittelst deren sich die wahre Kirche von allen
nachgeäfften unterscheidet. Muß sie heilig seyn, so muß sie
auch Heilige bilden; muß sie Heilige bilden, so muß sie
auch die dazu nothwendigen Mittel in Bereitschaft haben;
Mittel, die allgemein brauchbar, der menschlichen Schwach
heit angemessen, undungeachtet aller entgegenstehenden Hin
dernisse für sich vermögend sind die Wirkung gewiß her
vorzubringen. Mansteht wohl, daß es den Menschen nicht
zusteht, dergleichen Mittel zu erfinden oder zu bestimmen.
Eine übernatürliche, eine göttliche Macht wird dazu crfo-
dert. Der Goctmenschallein konnte eS bewirken, und ge
wiß nur in seiner Kirche hat er eS bewirkt. Was folgt
daraus? — Die christlichenGesellschaften, welche sich für die
wahre Kirche ausgeben, und eS glicht sind, haben keine
Mittel, ihre Mitgenossen zu heiligen. Laßt uns weüec
gehen«