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Der Hindenburg
der deutschen SsZialdewokraLie
Vom deutschen Spießbürger Kann man nichts anderes erwarten. Aber
unter den 14 Millionen Hindcnburg-Wühlern sind.viele Millionen deutscher
Arbeiter. Wie Konnten die dem Blendwerk erliegen? Die Antwort gibt
die Politik der deutschen Sozialdemokratie im Kriege und nach dem Kriege.
Me deutsche Sozialdemokratie hat es ja nicht einmal während des Wahl-
Kampfes gewagt, Hindenburg den Heiligenschein herunterzureißen, obwohl
es sich bei der Entscheidung zwischen Hindenburg und Marx um das Heiligste
dieser Partei, um die Posten handelte. Sie konnten es nicht um ihrer eigenen
Vergangenheit willen. Die Scheidemann, Hermann Müller, Severing und
Kompagnie sind gewiß nicht zimperlich. Wenn man sie heute hört, sind sic
stets die bravsten Pazifisten und glühendsten Republikaner gewesen und nie
mals Kriegshetzer und Kaisersozialisten. Und wenn sich auch Ebcrt noch
zuletzt gerichtlich bescheinigen ließ, daß er den schamlosesten Verrat an kämp
fenden Arbeitern trieb, so läßt sich Herr Scheidemann doch picht gerne daran
erinnern, daß er als kaiserlicher Minister Wilhelm dem Letzten den Treu
eid geleistet hat. Aber ihren Hindenburg verleugnen, daß brachten selbst diese
erprobten Lügner nicht fertig.
Wenn die Hindenburg-Legende durchdringen konnte, dann überhaupt nur
dank der Hilfe der deutschen Soziald,emokratie, ihrer Zeitungen, ihrer Bcr-
sammlungs- und Parlamentsredner. Es würde ein artiges Düftlcin geben,
wenn wir hier auch nur einige Beispiele davon geben- wollten, wie sie den
Alten von Tannenberg vier Jahre lang beweihräucherten. Ein Beispiel soll
genügen, daß dafür die Speichelleckerei und Knechtseligkeit dieser „volker-
befreienden" Führer umso deutlicher zeigt. Zunr 68. Geburtstag Hindenburgs
rang sich Herr Max Grnmvald im Heft 4 der „Ghocke", Jahrgang 1915
folgenden Erguß vom Herzen:
Seit diesem Tage von Tanuenbcrg beherrscht ein Name: die Deut
schen in Kopf und Herz und in den Hütten der Aermsten, in den Palästen
der Reichen prangt sein Bild gleichermaßen als Dank für die Vergangenheit
und als Mahnung für die Zukunft: Hindenburg.
Die Persönlichkeit dieses Mannes ist zu einem Wahrzeichen deutscher
Kraft geworden und über alle Partien hinausgewachsen. Der Klang
seines Namens schwingt mit, wo daheim und draußen der unvergleichlichen
Taten unserer Heere gedacht wird: die Volksseele hat ihn in sich ausgenom
men. Er ist ein Teil ihrer Kraft geworden, ein Teil ihrer Sicherheit und
Ruhe. In den ernsten und schwersten Briefen aus den Schützengräben tönt
er wieder, und in den Spielen und Liedern der Kinder ist er nicht weniger
Held und Hoffnung. Keine Macht der Welt wird feinen Ruhm mindern,
feinen Namen verdunkeln können.
Wie kam diese ungeheure Wirkung, dies in seiner Art fast unvergleicl>-
lichc Bild deutscher Geschichte zustande?
Zuerst springt in die Augen, daß Hindenburgs Wirken diese umfassend«
Bedeutung dadurch erhielt, daß er die Sehnsucht der Zeit erfüllte......