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Der Ertrunkene
Sobald sich die Thür hinter ihnen geschlossen
hatte, schlug er bei der geringsten Veranlassung
auf sie los. Alles genügte ihm, seine Hand gegen
sie zu erheben, und wenn er einmal im Zuge war,
hörte er nicht mehr auf, indem er ihr dann den wirk
lichen Grund seines Hasses ins Gesicht warf. Bei
jeder Ohrfeige, jedem Puff brüllte er:
— Du hast ja keenen Dreier, Hungerleiderin!
Du mußt ia barfuß loofen. Ich habe 'ne schöne
Dummheit gemacht, als ich mir den Rachen putzte
mit dem Gesöff von Deinem Schweinehund von
Vater.
Jetzt lebte die arme Frau in ununterbrochenem
Entsetzen, in ewigem Zittern des Körpers und
der Seele, in fortwährender Erwartung seiner
Rohheiten und Gemeinheiten.
Das dauerte zehn Jahr. Sie war so ängstlich
geworden, daß sie die Farbe verlor, wenn sie mit
irgend jemand sprach, und an nichts mehr dachte
als an die Schläge, die ihr drohten. Und sie ward
magerer, gelber und vertrockneter, wie ein ge
räucherter Fisch.