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Der Ertrunkene
Schiff aufgenommen worden war, konnte es sein,
daß das ihn in die Ferne mitgenommen hatte.
Dann gewöhnte sie sich allmählich an den
Gedanken, Witwe zu sein, fuhr bloß jedesmal
zusammen, wenn eine Nachbarin, ein Armer oder
ein fliegender Händler einmal unerwartet bei ihr
eintrat.
Da blieb sie eines Nachmittags, etwa vier Jahr,
nachdem ihr Mann verschwunden war, als sie
die Judenstraße hinunterging, vor dem Haus eines
alten Schiffskapitäns stehen, der vor kurzem ge
storben war und dessen Möbel man verkaufte.
Gerade in diesem Augenblick wurde ein
Papagei versteigert, ein grüner mit blauer Haube,
der alle Leute unruhig und unzufrieden anblickte.
— Drei Francs! — rief der Taxator. —
Ein Vogel, der wie ein Advokat schwatzt. Drei
Francs!
Eine Freundin der Patin stieß sie in die Seite:
— Sie sollten ihn kaufen, Sie haben doch
Geld. Da hätten Sie Gesellschaft. Der ist mehr,
wie dreißig Francs wert, der Vogel. Fünfund
zwanzig kriegen Sie allemal wieder.
— Vier Francs, meine Damen, vier Francs!
— wiederholte der Mann. — Der singt die Litanei
und predigt wie der Herr Pfarrer. Ein Phänom,
ein wirkliches Wunder!