Full text: Gesammelte Werke (15)

Die Probe 
137 
einander anvertrauen zu wollen, etwas Unerklär 
liches, Unbestimmtes, Peinliches über den Charakter 
des Wesens, an das ihr Dasein gekettet: der 
Frau. 
Der Nachbar sagte: 
— Es ist wirklich, als ob sie manchmal gegen 
ihren Mann eine Art besonderer Feindschaft em 
pfinden nur deshalb, weil er ihr Mann ist. Ich 
liebe meine Frau, ich liebe sie sehr, ich schätze sie 
und achte sie, und trotzdem ist's mir manchmal, 
als ob sie gegen unsere Freunde vertrauender und 
liebevoller wäre, als gegen mich. 
Bondel dachte sofort: Da haben wir es, meine 
Frau hat doch recht. 
Als er den Mann verlassen hatte, dachte er 
wieder nach. Er fühlte seine Seele eine Menge 
sich widersprechender Gedanken bedrängen, eine 
Art schmerzliches Kochen und Gähren, und immer 
klang ihm dies impertinente Lachen in den Ohren, 
dieses verzweifelte Lachen, das zu sagen schien: 
nun, Dir geht's doch gerade so wie den anderen. 
Du Schafskopf. Das war sicher eine Heraus 
forderung, eine jener schamlosen Herausforderungen 
einer Frau, bte alles wagt, alles, nur um zu ver 
letzen, um den Mann, über den sie sich ärgert, zu 
demütigen. 
Der arme Herr war also auch ein betrogener
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.